Zindy forever
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Zindy macht Wellness


 

Oma Charlotte fand, dass es mal wieder Zeit für einen Großmutter-Mutter-Tochter-Tag im Hause Knirps wurde. Der letzte war schließlich schon viel zu lange her und nicht nur, aber auch deshalb machte sie gleich ein ganzes Wochenende daraus.
Als Zindy das mitbekam, war für sie sofort klar, dass sie da auf jeden Fall mit dazugehörte. Gerome und Bruno, der Bär, waren Jungs und schieden somit aus. Malaika war zwar ein Mädchen, aber viel zu ängstlich. Und die Raupe Ranger hatte sich noch nicht entschieden, was sie war. So lag es an Zindy die Ehre der Stofftiermädchen zu retten und mitzukommen. Sie hätte zwar gerne gewusst, wo es hinging, doch Oma Charlotte machte ein Geheimnis darum und es gelang weder Mama Kathrin noch Kisha es ihr zu entlocken. Sie erfuhren nur, dass leichtes sportliches Outfit gefragt war.
Kisha räumte ihre Tasche mindestens dreimal um. Zindy war deutlich schneller. Sie trug ihr Fell immer sportlich elegant und packte daher nur eines und das war sich selbst.
Papa Daniel brachte seine drei Frauen an einen Freitagnachmittag zum Bahnhof. Zweieinhalb Stunden dauerte die Zugfahrt ins Allgäu. Zindy wusste nur vage, was das Allgäu war, aber wenn Oma Charlotte sich was für sie ausgesucht hatte, war es bestimmt megacool.
Am Zielbahnhof erwartete sie bereits eine Pferdekutsche, die sie gemütlich durch einen kleinen Ort und dann an ein paar großen Wiesen mit braunweißen Kühen vorbei zu einem zwar modernen, aber wunderbar auf die Landschaft abgestimmten Hotel brachte.
„Ein Wellnesswochenende“, riss Kisha vor Begeisterung die Hände in die Höhe. „Oma, du bist einfach die allerbeste!“ jauchzte sie und auch Mama Kathrin strahlte.
„Daisy hat es mir empfohlen.“ Oma Charlotte freute sich, dass ihre Idee so gut ankam. „Sie sagt, die Anwendungen sind spitze, ganz zu schweigen vom Essen und erst den Cocktails.“
„Mama!“ tadelte Mama Kathrin ihre Mutter halbherzig. „Man soll sich doch erholen, etwas Sport treiben und sich gesund ernähren.“
„Ka, das auch“, kicherte Oma Charlotte und folgte ihrem Koffer, der ein junger Mann bereits von der Kutsche abgeladen hatte, in die Hotellobby.
Während sich drei Damen und ein Stoffäffchen über das Abendbuffet hermachten, wurde ihr Gepäck auf die Zimmer gebracht. Satt und zufrieden folgten ihm Oma Charlotte, Mama Kathrin, Kisha und Zindy einige Zeit später. Alle vier waren vom vielen Sitzen und vom vielen Essen müde und wollten nur noch ins Bett. Schließlich hatte Oma Charlotte für den nächsten Vormittag gleich nach dem Frühstück die ersten Anwendungen für sie gebucht und da wollten sie fit sein. Mama Kathrin und Kisha ahnten, wobei es sich dabei handeln würde. Zindy jedoch tappte völlig im Dunkeln. Deshalb lag sie noch lange wach und überlegte, was sie da wohl alles erwartete, während Kisha neben ihr schon selig schlief.
Der Tag begann dann auch wie erwartet. Kisha brauchte zu Zindys Erstaunen sehr wenig Zeit im Bad. „Ist doch Wellnesstag“, meinte sie zu dem kleinen Stoff-Orang-Utan und machte sich in Kapuzenpulli, Jogginghose, Schlappen und einer kleinen Sporttasche über der Schulter auf zum Frühstück.
Zindy, die beschlossen hatte sich zwar alle Programmpunkte anzusehen, aber eventuell nicht immer mitzumachen, fand, dass Frühstück ein perfekter Anfang war und ließ sich in der Kapuze nach unten in den Frühstückssaal tragen.
„Richtig gewählt“, erkannte sie als sich Kisha zu Oma Charlotte und Mama Kathrin an den Tisch setzte und sie auf Kishas Rücken einen guten Rundumblick über das Starterbüffet hatte. Und was es da nicht alles gab. Zindy jubelte innerlich beim Anblick der vielen Leckereinen. Gestern Abend hatte es schon tolle Sachen gegeben, aber das hier übertraf den Abend um Längen.
Da gab es eine Riesenauswahl an Broten und Brötchen, Käse, Honig, Marmeladen, Müsli, Flocken, Milch, Säften, Kaffee und Tee. Bis man sich durch alles durchprobiert hatte, waren bestimmt zwei Wochen vorbei. Zindy hatte jedoch nur für einen Bereich Augen. Er hieß „Das Obstparadies“ und trug seinen Namen völlig zurecht. Zindy jedenfalls war mit ihm Überfordert. Von Ananas, Äpfeln und Aprikosen, Bananen und Birnen, Cantaloupe-Melonen und Datteln, Erdbeeren und Feigen bis hin zu Trauben und Zitronen – sie hätte das ganze Alphabet essen können, wenn sie es gekonnt hätte. Sie begnügte sich dann aber mit einer Erdbeere, etwas Banane und einem Stückchen Wassermelone. Ein zu voller Bauch war bei diesen Anwendungen vielleicht hinderlich. Die Damen gönnten sich dagegen noch einen frisch gepressten Saft und dann ging es endlich los. Oma Charlotte holte einen Zettel mit ihrem persönlichen Tagesplan aus der Tasche und marschierte vorneweg als wäre sie in dem Hotel zu Hause.
Mit „Schönheit“ ging es los.
„Beauty umfasst den ganzen Körper“, klärte sie eine Zindy eher leidlich sympathische Kosmetiktante auf. Oma Charlotte, Mama Kathrin und Kisha erhielten nacheinander ein Ganzkörperpeeling, eine Gesichtsbehandlung mit Maske und Augenbrauenzupfen und eine Moorpackung. Zindy, die Kisha entdeckte als sie ihren Pulli ablegte, wurde dagegen von der Kosmetiktante nicht beachtet, was den kleinen Stoff-Orang-Utan ziemlich ärgerte. Die Tante rümpfte sogar ein wenig die Nase.
Zindy ließ sich das dann auch nicht gefallen.
Bei der ersten Behandlungen sah sie noch verstohlen zu. Als Oma Charlotte, Mama Kathrin und Kisha aber von der Kosmetiktante nach nebenan ins Naturmoorbad gebracht wurden, schielte Zindy nur kurz durch die Glasscheibe und wandte sich schnell ab als die drei in Wannen voll mit Dreckpampe verschwanden. Nein. So etwas hatte ihr Fell definitiv nicht nötig. Dann wandte sie sich den Dingen im Zimmer der Kosmetiktante zu. Zindy brachte nicht nur deren Tiegel mit Joghurt, Avocado, Aloe Vera und einer angeblich furchtbar teuren Creme aus Südostasien durcheinander, sondern knabberte auch noch all ihre Gurkenscheibchen an.
Viel, viel schöner war der nächste Programmpunkt für den kleinen Stoff-Orang-Utan. Massage.
Sie wurden in einen ganz anderen Raum gebracht. Da gab es mehrere Liegen. Man legte sich mit dem Gesicht nach unten darauf und wurde liebevoll durchgeknetet. Es musste sehr angenehm sein, denn alle drei stöhnten glücklich.
Kisha, die Zindy auf einen Stapel Handtücher gesetzt hatte, zwinkerten ihr zu. „Das könnte dir auch gefallen, Zindy“, meinte sie und lenkte damit auch die Aufmerksamkeit ihrer Masseuse, einer jungen Frau Anfang zwanzig, auf das Stofftier.
„Wir können es ja mal versuchen“, sagte die und formte aus einem der Handtücher eine Massageliege für Zindy. Behutsam legte sie Zindy darauf und behandelte sie bestimmt fünf Minuten.
„Ich mag Stofftiere“, erklärte sie Kisha lächelnd, wobei man ihrer Sprache leicht anhörte, dass sie nicht aus Deutschland kam „Meine Mutter ist Näherin in einer Stofftierfabrik. Wer weiß, vielleicht hat sie auch dieses Äffchen zusammengenäht.“ Mit diesen Sätzen und ihrer sanften Massage brachte sie nicht nur ihren Körper wieder in Schwung, sondern auch Zindy selbst zum Strahlen. Allein für diese fünf Minuten hatte sich der ganze Wellnesstag für sie gelohnt.
Zum Abschluss wurde etwas Ruhe empfohlen. Oma Charlotte, Mama Kathrin und Kisha entschieden sich gegen die Sauna und für eine Runde im Whirlpool ehe sie sich auf große Liegen begeben wollten, die mit wechselnden Farben nach einem Harmoniekonzept angestrahlt wurden. Ein angenehmer Duft nach Kräuterwiese stieg einem dabei in die Nase und verführte viele zu einem kurzen Nickerchen.
Zindy ließ den Whirlpool aus, mopste stattdessen der unsympathischen Kosmetiktante zwei Gurkenscheiben und begab sich direkt in den Farb- und Duftraum. Auf Kishas Pulli liegend ließ sie Licht, Wärme und Duft über sich hinwegziehen. Sie knabberte kurz an einer der Gurkenscheiben, dachte an das Abendbuffet und stöhnte jetzt auch zufrieden.
Ja, so ein Wellnesstag hatte schon was für sich.

 

 


 

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