Zindy forever
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Zindy und Malaika


 

Wie immer kam Niklas von unten in Kishas Wohnung hoch ohne vorher zu fragen oder wenigstens anzuklopfen. Nicht, daß Kisha ihn nicht hereingelassen hätte. Aber vielleicht störte er ja auch mal. Nicht einfach hereinzustürmen wäre also einfach nur höflich gewesen. Niklas jedoch stand schon in ihrem Wohnzimmer und warf seinen Rucksack neben und sich selbst auf Kishas Sofa.
„Puh. Was war das für ein beschissener Tag heute. Erst krieg ich eine 4 in Mathe und dann hat auch noch Tim Liebeskummer.“ Tim war Niklas bester Kumpel. „Zwei Stunden hat er mir die Ohren vollgejammert. Er hat sogar extra ein Stofftier für sie besorgt. Und was tut die? Die lässt ihn einfach abblitzen. Sie hätte schon einen anderen, hat sie gesagt. Nicht einmal zum Skaten hatte Tim mehr Lust.“ Er schüttelte den Kopf. „Das Stofftier wäre auch beinahe direkt im Mülleimer gelandet. Es sah aber ganz putzig aus. Ich habe es dann gerade noch gerettet und mitgenommen.“ Niklas öffnete seinen Rucksack und holte langsam ein Stoffetwas daraus heraus.
Als er hereingekommen war hatte Zindy nur schwach die Zehen bewegt. Jetzt aber war sie hellwach. Ein neues Stofftier? Heimlich stupste sie Gerome an, deutete auf Niklas und zischte etwas wie „Flaschenbier“ oder „Nachts um vier“. Zumindest verstand das Schaf so etwas.
„Tataa, das ist es!“ Grinsend hielt Niklas Kisha ein braunbeigerosanes Etwas vor die Nase. „Irgendwie hat es etwas.“
„Was soll denn das lustiges sein?“ Kisha nahm das Etwas in die Hand und drehte es nach allen Richtungen. „Ein Zuckertier?“ Sie stellte das Etwas auf den Kopf.
Allerdings nur für drei Sekunden. Dann entwendete Niklas seiner Schwester das Stofftier wieder. „Hey, nicht so wild! Vielleicht wird ihr sonst schlecht.“ Behutsam setzte er sich das Stofftier auf den Bauch.
Zindy war mehr als verblüfft. Sie selbst hatte Kishas Bruder schon öfters gedreht, gewendet und geworfen bis sie grün im Gesicht gewesen war, und dabei hielt sie doch einiges aus. Aber das neue Stofftier musste man scheinbar wie ein rohes Ei behandeln.
„Sie ist ein Igelmädchen, Schwesterherz.“ Niklas begann doch tatsächlich mit dem Stoffigel zu spielen. Er ließ sie von den Knien rutschen und auf seinem Bauch wackeln. „Ja, du hast einen süßen Bauchnabel“, sagte er dabei zu dem Stofftier.
Zindy verbog sich ein wenig auf ihren Sofakissen um etwas sehen zu können und überprüfte das. Im Vergleich zu Gerome und ihr hatte das Igelmädchen tatsächlich einen Bauchnabel. Wozu war ihr allerdings schleierhaft.
„Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet du dir ein Stofftier zulegst.“ Kisha war erstaunt. „Hast du die nicht immer reichlich doof gefunden?“
„Das ist ein Gerücht“, empörte sich Niklas übertrieben. „Früher vielleicht bei Niklas, dem kleinen Jungen. Aber jetzt nicht mehr. Sie sind doch ziemlich knuffig.“
„Knuffig?“ bohrte Kisha nach. „Und weiter?“
Niklas kitzelte das Stoffigelmädchen unter den Armen.
Das hatte Mühe nicht hemmungslos los zu prusten. Tapfer kniff es die Lippen zusammen.
„Ihr Mädels steht doch auf so was.“ Kishas Bruder wurde leicht rot.
„Ah“, durchschaute ihn Kisha. „Daher weht der Wind. Wie heißt das Mädchen? Woher kennst du sie?“
„Hast du was Vernünftiges im Kühlschrank? Ich habe Hunger“, lenkte Niklas ab, setzte das Igelmädchen neben Zindy und machte sich auf den Weg in Kishas Küche.
Seine Schwester stürmte hinter ihm her. „Los, erzähl!“
Kaum waren die beiden aus dem Raum wandte sich Zindy dem Stoffigel zu.
„Hm“, sagte sie und sah dem Stoffigelmädchen tief in die Augen.
„Hm“, sagte die und lächelte verschüchtert.
„Hm“, sagte auch Gerome, drückte Zindy vorsichtig etwas zur Seite und lächelte dann auch.
Zindy war noch skeptisch. „Wer bist denn du?“
„Ich“, stotterte das Stoffigelmädchen und rutschte verlegen hin und her, „bin eine Süße.“
„Ich mag Süßes.“ Gerome lächelte noch ein bisschen mehr. „Und frisches Gras.“
Zindy setzte derweil ihre Inspektion fort. Wie damals bei Gerome umrundete sie den Igel zweimal. Dann blieb sie vor ihm stehen. „Und wie heißen wir?“ Ihre Augen durchbohrten den Stoffigel geradezu.
„Malaika“, flüsterte die kaum hörbar. „Der Niklas sagt Malaika zu mir.“
„Und wie heißt du wirklich?“
„Weiß ich nicht.“ Malaika senkte beschämt den Kopf.
Jetzt starte sie Gerome entsetzt an. „Wie? Was-auch-immer hat dir keinen Namen gegeben?“
Malaika wurde noch etwas kleiner. „Doch, aber ich hatte solche Angst vor ihm, daß ich ihn vergessen habe.“
Zindy schob Gerome wieder etwas zur Seite. „Und wie haben dich die anderen Tiere in der Stofftierfabrik genannt?
Malaikas Gesicht wurde puderrot. „Kleiner Scheißer.“
Zindy hätte beinahe losgelacht, aber glücklicherweise kam ihr das Stoffschaf zuvor. „Ich finde Malaika schön“, sagte Gerome.
„Wohne ich jetzt bei euch?“ fragte Malaika daraufhin hoffnungsvoll. „Bei dem ersten Jungen war es nämlich gar nicht schön. Der hat mich gekauft und grob in seinen Rucksack gesteckt. Zwischen lauter Bücher und Ordnern. Dunkel war es und zu essen gab es auch nichts. Erst heute hat er mich wieder rausgelassen.“
Jetzt hatte auch Zindy Mitleid mit dem Stoffigelmädchen. Nichts zu essen. Wie schrecklich! Und wie gut, daß auf Kishas Wohnzimmertisch gerade eine Schüssel mit Keksen stand. Sie holte einen für Malaika und natürlich auch einen für Gerome und einen für sich.
„Hier ist es cool“, sagte Zindy zwischen zwei Bissen und kehrte sich dabei ein paar Keksbrösel von ihrem Fell. Sie fielen neben ihrem Kissen auf das Sofa. „Mein Mensch ist lieb und es gibt immer Leckereien.“
Malaika bekam große Augen. Sie kannte das „Ein Stofftier –ein Mensch – Prinzip“. Sie war heilfroh, dass sie nicht bei dem ersten Jungen hatte bleiben müssen, Hier allerdings war der Platz bereits besetzt. Es war zweifelsfrei Zindys Zuhause. Aber der nette Junge war ja auch noch da. „Ob ich wohl bei Niklas bleiben darf?“ Angst war in ihrer Stimme zu hören. „Oder wird er mich auch einfach weitergeben?“ Vielleicht gehörte ja auch das Schaf zu Niklas?
Zindy hatte da keine Angst. So wie Niklas Malaika angesehen hatte, würde er sich nicht mehr von ihr trennen. Sie blickte Malaika an. „Niklas hat sein Zimmer ein Stockwerk tiefer. Aber wir können uns ja öfters mal besuchen. Dann kann ich dir alles zeigen“, meinte sie großzügig. „Ich kenne mich hier nämlich bestens aus.
Malaika wirkte ein wenig erleichtert. Sie schielte zu Gerome.
„Besucherschaf“, winkte der beruhigend ab. „Mein Mensch ist Kishas Freundin Nina. Ich bin hier nur Dauergast.“ Er blinzelte Malaika zu. „Und Zindy erlebt ständig neue Abenteuer.
Jetzt war Bewunderung in Malaikas Augen zu sehen. „Bist du etwa berühmt?“ himmelte sie Zindy an.
Noch nicht, dachte Zindy. Noch nicht. Und weil sie den kleinen Stoffigel inzwischen doch recht sympathisch fand, gab sie noch eine Runde von Kishas Keksen aus.

 


 

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