Zindy forever
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Zindy und die Weihnachtskrippe

Dass es im Hause Knirps stark auf Weihnachten zuging, merkte man am immer mehr Details. Es roch durchweg nach Plätzchen, denn irgendwer war anscheinend immer am Backen. Die Wunschzettel lagen bereit und immer mehr Türchen an Niklas Adventskalender waren geöffnet. Draußen hing die Weihnachtsbeleuchtung und drinnen wurde jede freie Stelle ausgenutzt um etwas aufzustellen oder hinzuhängen. Vor Jahren hatte es noch Ecken gegeben, die vom Weihnachtstrubel verschont geblieben waren. Doch das war längst vorbei. Denn jedes Jahr schleppten Oma Charlotte, Mama Kathrin und Kisha mindestens ein neues Stück an, das sie so noch nicht hatten, das so süß und obendrein noch heruntergesetzt war. Selbst Niklas war dem Irrsinn inzwischen verfallen und hatte einen knallbunten beleuchteten Weihnachtselfen in Skaterklamotten mitgebracht, denn Mama Kathrin sofort in den Vorgarten neben einen Strauch verbannt hatte. Dort musste sie ihn nämlich nicht ständig sehen.
Papa Daniels Aufgaben waren nach dem Aufhängen und Überprüfen der Weihnachtsbeleuchtung und dem Kauf des Weihnachtsbaums bis circa eine Woche vor dem Heiligen Abend beendet. Dann aber lief er zur Höchstform auf, denn am letzten Wochenende vor Weihnachten baute er traditionell die Weihnachtskrippe auf. Wobei aufbauen untertrieben war. Er machte jedes Jahr ein richtiges Ritual daraus.
Um die vielen Kartons mit den Figuren, dem Zubehör und der Lichtertechnik samt Kabeln vom Dachboden zu holen wurden bis auf Oma Charlotte alle Familienmitglieder eingespannt. Den eigentlichen Aufbau überließ er jedoch keinem anderen. Da waren seine Frau, Kisha und Niklas bestenfalls für Handlangertätigkeiten zu gebrauchen. Nicht dass sie noch etwas kaputt machten.
Die Kartons standen so lange im Flur im Weg herum bis Mama Kathrin endlich das lange Sideboard im Wohnzimmer von der Weihnachtsdekoration befreit hatte. Das gehörte nun für ein paar Wochen Papa Daniel und seiner Krippe und darüber gab es keine Diskussionen. Kaum dass Mama Kathrin mit dem Abräumen fertig war, ging es dann auch schon los.
Zindy, die das Dachbodengepolter interessiert beobachtet hatte, saß auf einer der mittleren Treppenstufen zum ersten Stock und wartete gespannt wie es jetzt weitergehen würde. Denn irgendwie war diese Weihnachtskrippe bisher immer an ihr vorbeigegangen. Sie kannte nur die Weihnachtsgrippe, aber die war hier bestimmt nicht gemeint. Sonst würden sich doch nicht alle darauf freuen. Deshalb wollte sie auch nichts verpassen. Besonders da es wohl eine größere Aktion zu werden schien.
„Ich hole dann noch schnell den Rest aus der Garage“, rief Papa Daniel nämlich gerade durchs Haus. „Dass mir inzwischen keiner was durcheinander bringt.“ Und schon war er verschwunden.
Mit Erstaunen nahm das kleine Stoff-Orang-Utan-Mädchen davon Notiz, dass der Rest der Familie diese Minuten nutzte um sich eiligst aus dem Staub zu machen. Mama Kathrin musste den rasch schwindenden Plätzchenvorrat checken, Kisha Geschenke einpacken und Niklas für eine wirklich wichtige Mathearbeit büffeln. Als Papa Daniel bald darauf voll beladen aus der Garage zurückkehrte, war deshalb keiner mehr da. Nur Zindy hatte ihren Platz auf der Treppe gegen einen hoch oben auf Wohnzimmerschrank getauscht.
„Typisch“, murmelte er. „Beim Arbeiten sind alle weg, aber die Krippe soll natürlich noch prächtiger sein als im letzten Jahr.“ Eigentlich war es ihm aber ganz recht, denn sie brachten eh immer nur alles durcheinander.
Er hatte etwas Werkzeug dabei, einen weiteren Karton und zwei Bretter. Letztere kamen mit der glatten Seite nach unten auf das Sideboard. Auf der oben liegenden Seite konnte Zindy dagegen Sand, Gras, Büsche und einen Weg erkennen, der von einem kleinen Rinnsal durchbrochen war.
„Eine Modelleisenbahnlandschaft ohne Schienen“, kombinierte der Stoffaffe und lag damit gar nicht so falsch. Denn Papa Daniel holte aus dem ersten Karton Steine, größere Büsche und eine Brücke. Mit deren Hilfe er eine wüstenähnliche Landschaft gestaltete. Er verteilte alles auf den beiden Brettern und stellte es dann so lange um bis er endlich mit dem Anblick zufrieden war.
Als nächstes kamen ein Stall dazu, mehrere kleine Feuerstellen und viele Laternen. An fast allen hingen dünne Kabel, die er mit den Steinen sowie Gras und Strohballen geschickt versteckte.
Alle Kabel liefen in einer Ecke zusammen. Dort gab es zwei größere Kästchen mit Schaltern. Papa Daniel legte sie um und plötzlich erstrahlten alle Laternen und alle Feuer brannten
Zindy entfuhr ein leises „Oh!“, aber Papa Daniel war zu beschäftigt um es zu hören.
Er knipste die Lichter ein paar Mal an und aus, schien zufrieden und wandte sich deshalb dem nächsten Schritt zu.
Er nahm die Deckel von den restlichen Schachteln und dann packte er vorsichtig eine Krippenfigur nach der anderen aus. Da waren Hirten dabei, ein paar Dorfbewohner, drei Könige, Schafe, ein Ochse und ein Esel und ein Hund, dazu ein Engel, Maria, Josef und das Christkind selbst in einer kleinen hölzernen Krippe. Bis auf die Könige, das Christkind und den Engel verteilte er alle Figuren liebevoll in der Landschaft. Könige und Kind kamen in eine Schublade, in der sie jedes Jahr bis zu ihrem großen Auftritt warten mussten. Den Engel legte Papa Daniel dagegen kurz auf den Wohnzimmertisch. Er benötigte noch gut dreißig Minuten um Werkzeug und die nun leeren Schachteln wieder wegzuräumen und dann rief er die Familie zusammen.
Die versammelte sich brav um das Sideboard und sogar Oma Charlotte kam dazu. Den ersten Blick auf die Weihnachtskrippe wollte anscheinend keiner verpassen.
„Licht an!“ kommandierte Niklas, doch Papa Daniel winkte ab.
„Etwas Wichtiges fehlt noch“, meinte er und überreichte seiner Frau den Engel, die ihn oben auf dem Dach des Stalls befestigte.
Und dann knipste Papa Daniel die Lichter an.
Die Laternen erstrahlten aufs Neue und warfen ihr warmes Licht auf die Figuren und die flackernden Feuer erweckten den Eindruck, dass sie die Hirten und die Dorfbewohner in ihrer Nähe wärmen konnten.
Bis auf Zindy lobte jedermann die diesjährige Krippe ausgiebig. Die Malmknirpse versperrten ihr nämlich gerade vollständig die Sicht auf das Kunstwerk.
Gottseidank fanden Niklas und Kisha nach fünf Minuten, dass es jetzt genug sei und verschwanden wieder. Mama Kathrin kehrte zu ihren Plätzchen zurück und Papa Daniel sollte Oma Charlotte schnell mit etwas helfen. Die Lichter durften solange zum Testen weiterbrennen, was dem kleinen Stoff-Orang-Utan ausreichend Zeit gab, sich auch alles ganz genau und aus der Nähe ansehen zu können.
Zunächst eroberte Zindy das Siedeboard vom Boden aus. Über die Schubladengriffe war es für sie ein leichtes nach oben zu kommen. Dort landete sie mit einem schwungvollen Satz auf den Kästchen mit den Schaltern, von wo sie einen wirklich guten Blick auf die meisten Figuren hatte. Nur das Geschehen im Stall war nicht gut einsehbar. Nachdem sie alles andere ausgiebig betrachtet hatte, überdachte sie kurz wie gefährlich es wohl war sich dem Stall etwas zu nähern. Die Figuren standen doch relativ eng beieinander. Andererseits war sie ja sportlich und ein Leichtgewicht obendrein. Wie nicht anders zu erwarten beschloss sie es einfach zu wagen.
Zwei Hirten und ein Mädchen mit einem Wasserkrug schaffte sie ohne irgendwo anzustoßen. Durch die kleine Schafherde jedoch zog sie eine Schneise.
Plopp, plopp, plopp fielen sie nach links und rechts um. Das letzte Schaf vor dem Stall stürzte gar auf einen kleinen Hirtenjungen, der direkt in den Stall plumpste, und dort ging es wie bei umfallenden Dominosteinen weiter. Junge auf Ochse. Ochse auf Esel. Esel auf Josef. Josef auf Maria. Maria mit dem Gesicht in die zum Glück noch leere Krippe.
Zindy stand das Entsetzen im Gesicht. Doch um das Chaos zu beseitigen, blieb ihre keine Zeit, denn im Flur waren bereits Papa Daniels Schritte zu hören.
Der kleine Stoff-Orang-Utan schaffte es mit Ach und Krach gerade noch zurück auf den Wohnzimmerschrank. Von dort konnte sie Papa Daniels Gesicht nicht sehen, aber sein Kopfschütteln genügte.
Wer das gewesen war, würde ihm sowieso keiner sagen, wusste Papa Daniel beim Anblick des Durcheinanders. Niklas oder Kisha waren am verdächtigsten, aber was nutzte ihm das? Gesehen hatte er es schließlich nicht. So stellte er die Figuren ein zweites Mal auf.
Zindy tat es ehrlich leid. Sie überlegte, wie sie den Schaden wieder gut machen konnte. Dann fiel ihr etwas ein. Schnell hüpfte sie in die Küche und stibitzte  zwei Vanillekipferl.
Eines legte sie äußerst vorsichtig in die leere Krippe. Maria hatte von dem Sturz bestimmt noch Kopfweh. Da half ein Plätzchen immer.
Das andere war für sie, denn sie hatte sich ziemlich erschrocken als all die Figuren umgepurzelt waren.
Sie warf noch einen letzten Blick zur Krippe ehe sie sich mit ihrem Vanillekipferl auf den Weg nach oben machte und lächelte erleichtert.
Dieses Mal waren nur vier Schafe und ein Hirte umgefallen.
 

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