Zindy forever
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Zindy spielt Osterhase


Oma Charlotte liebte Traditionen über alles und zu diesen gehörte auch das Osterfest mit all seinen schönen Bräuchen.
Knapp eine Woche vor Ostern startete sie deshalb mit ihren Vorbereitungen. Papa Daniel musste Gras, Moos und ein paar frisch geschnittene Weidezweige besorgen. Aus all diesen Dingen bastelten die beiden dann hinten im Garten ein Osternest.
Drei Tage vor dem Osterfest mussten dann Kisha und Niklas herhalten. Auch wenn es im Supermarkt inzwischen viele verschiedene Varianten gab, so wurden bei Oma Charlotte die Eier noch immer selbst gefärbt und danach in Handarbeit verziert. Handelsübliche Sticker waren hierbei zu Niklas Verdruss natürlich verboten. Oma Charlotte war der Ansicht, dass das nicht kreativ genug war. Deshalb durften sich ihre zwei Enkelkinder ganz altmodisch mit Pinseln und Farbtöpfchen abmühen.
Niklas beschränkte sich meist auf Punkte, Kringel und Wellenlinien. Kisha versuchte sich zumindest an kleinen Häschen und Lämmchen. Oma Charlottes Eier dagegen waren richtige Kunstwerke mit geschmackvollen Blumengirlanden.
Zindy sah ihr aus sicherer Entfernung ganz genau zu und versuchte sich – als die drei eine kurze Kaffeepause einlegten - selbst an einem Ei. Eigentlich sollte e eine Obstvielfalt werden, doch der lange Malpinsel erwies sich als unhandlicher als gedacht. Bis Zindy eine halbwegs als solche erkennbare Orange auf das Ei gebracht hatte, gab es daneben bereits drei große Kleckse. Dann fiel das Ei auch noch um, prallte gegen den grünen Farbtopf und ließ ihn großzügig überschwappen. Zindy versuchte das Ei noch mit Hilfe des Pinsels zu retten, doch alles, was sie dabei zustande brachte, waren weitere orange und grüne Farbspritzer auf Ei und Tisch. Nur gut, dass der kleine Stoff-Orang-Utan noch rechtzeitig mit einem gekonnten Schwung ins Gras flüchten konnte und Oma Charlotte das Ei retten und die Sauerei schnell beheben konnte. Sie fand das Ei sogar so lustig, dass es zu den anderen durfte.
Mit dem Backen von Osterlämmern durch Oma Charlotte und Mama Kathrin am Vortag war endlich alles erledigt und das Osterfest selbst konnte kommen.
Zindy schlief in dieser Nacht vor Aufregung schlecht. Am Ostermorgen sollte es schließlich eine große Suchaktion geben. Ganz verstand sie den Sinn allerdings nicht, denn eigentlich standen die zu suchenden Eier in Mama Kathrins Speisekammer zusammen mit den Lämmern, Schokoladenhasen und weiteren Süßigkeiten gut sichtbar auf einem der Regalbretter.
Aber der Ostermorgen kam und mit ihm verschwanden all diese Köstlichkeiten zunächst einmal in Oma Charlottes großem Einkaufskorb. Und auch wenn Kisha und Niklas in Mama Kathrins Augen schon längst zu groß für derartige Kindereien waren, hielt Oma Charlotte unbeirrbar an diesem Brauch fest und begab sich in den Garten um die bunten Eier und den Rest zu verstecken. Später würde sie es dann auf den Osterhasen schieben, den – genauso wie das Christkind – noch nie jemand gesehen hatte. Der kleine Stoff-Orang-Utan fand die Idee nicht schlecht ihm die Schuld zuzuschieben, denn seiner Ansicht nach waren die Verstecke viel zu leicht. Oma Charlotte konnte nicht wirklich glauben, dass zwei Krokusse und zehn Grashalme irgendetwas verbergen konnten was größer war als ein Marienkäfer. Und weil dem so war, half Zindy einfach ein bisschen nach kaum dass Oma Charlotte fertig war.
Das Stülpen eines Plastikeimers über einen Schokohasen war dabei noch eine der einfacheren Änderungen. Die Ideen flogen dem kleinen Stoff-Orang-Utan-Mädchen einfach nur so zu und so huschte und schwang sie kreuz und quer durch den Garten um Oma Charlottes Verstecke upzugraden. Viel Zeit blieb ihr dafür nicht, denn sobald Mama Kathrin mit drei Tassen Kaffee mit Schuss für Oma Charlotte, Papa Daniel und sich selbst auf die Terrasse kommen würde, durften auch die „Kinder“ mit dem Suchen beginnen.
Kind Kisha und Kind Niklas suchten dann auch brav jede Ecke und jeden Winkel des Gartens auf. In den letzten Jahren war das eine eher gemütliche Angelegenheit gewesen. Oma Charlottes Verstecke waren dabei immer so nett ausgewählt worden, dass es im Hause nie Frusttränen gegeben hatte, denn man hatte die kleinen, liebevoll dekorierten Nester schon aus mindestens zwei Metern Entfernung gesehen.
Bisher zumindest. Dieses Jahr war das nämlich anders.
Kisha und Niklas sahen zuerst sich und danach ihre Eltern samt Oma Charlotte erstaunt an. Das erste Nest hatten sie natürlich schnell entdeckt, aber es war leer.
„Du, Oma“, fing Niklas an, doch er wurde schnell unterbrochen.
„Nicht jammern, Niklas“, rief ihm Oma Charlotte kichernd zu. „Suchen! Ihr seid keine kleinen Kinder mehr. Da kann es schon etwas schwerer sein.“
„Etwas schwerer?“ flüsterte Kisha Niklas zu. Sie verdrehte die Augen und zeigte nach oben zur Dachrinne des Gartenhauses, von wo aus ein Schokohase auf sie herunterlächelte. „Ich frage mich, wie sie das ohne eine Leiter geschafft hat.“
Niklas nickte leicht. „Ich weiß auch nicht, was sie dieses Jahr geritten hat“, stöhnte er und fischte zwei Ostereier aus der Regentonne, die dort in einem Blumentopfuntersetzer wie in einem Boot trieben.
Und es wurde nicht besser. Osterlämmchen im bereits halb abgebauten Futterhäuschen für die Vögel. Gefüllte Schokoladeneier zwischen den Gartengeräten in der Schubkarre und zwei Kinogutscheine in den Rinnen zwischen den Pflastersteinen. So mühsam und so lange hatte die Suchaktion der Geschwister noch nie gedauert.
Das bemerkte auch Oma Charlotte. „Ihr seid wohl etwas aus der Übung. Anscheinend ist einmal im Jahr nicht genug. Ich sollte wohl öfters etwas für euch verstecken, damit ihr es nicht verlernt. Dabei habe ich es euch mit den Nestern in diesem Jahr doch schon fast mit der Nase darauf gestoßen. Leichter geht es kaum noch.“
Extra leicht? Kisha und Niklas waren sich einig dazu besser nichts zu sagen außer „Ja, Oma. Hat richtig Spaß gemacht.“ Sonst würde die die Sachen nächstes Jahr womöglich noch im Blumenbeet verbuddeln.“
Den ihnen fehlenden Spaß hatte dafür Zindy gehabt. Amüsiert hatte sie von der Querstrebe der Hollywoodschaukel aus zugesehen wie Kisha und Niklas die etwas anspruchsvolleren Ablageorte zu finden versucht hatten. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten hatte es ja zum Ende hin doch noch ganz gut geklappt.
Gut. Ein einziges hatten die beiden nicht entdeckt, aber der kleine Stoff-Orang-Utan musste zugeben, dass es auch ein besonders raffiniertes Versteck war.
Als die ganze Familie wenig später zu einem gemeinsamen Osterspaziergang aufbrach, holte Zindy die vergessene Leckerei dann selbst heraus. Die Astgabel auf gut zwei Metern Höhe war zwar schwer einsehbar, aber für begeisterte Sucher nicht unmöglich zu finden. Wirklich dumm für Kisha und Niklas, dass sie dort nicht nachgesehen hatten, und richtig gut für jemand anderen. Nämlich Gerome.
Denn so konnte Zindy dem schwarzen Stoffschaf ein kleines Schokoladenschäfchen nach oben aufs Sofa bringen. Das durfte Gerome dann ausnahmsweise ganz allein verspeisen.
Und er musste es nicht einmal suchen.



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