Zindy forever
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Zindy kennt die Lösung


„B“, wäre es Zindy fast herausgerutscht. „B und nichts anderes.“ Zur Bestätigung tippte sie zweimal mit ihrem rechten Fuß auf ihr Sofakissen. Aber niemand hörte auf sie.
Kisha neben ihr schwor fest auf die Lösung C, Nina konnte sich nicht entscheiden und der junge Mann im Fernsehen ließ gar A einloggen.
Zindy schüttelte innerlich den Kopf. Kishas A war verständlich, aber leider falsch, und was die Antwort des jungen Manns anging, gab es für den kleinen Stoff-Orang-Utan nichts zu sagen. Wie man die überhaupt nur in Erwägung ziehen konnte, war ihr ein Rätsel.
Natürlich gab die Auflösung Zindy Recht. Der junge Mann war draußen und Kisha entschuldigte sich bei sich selbst mit den Worten „Da hab ich wohl was überlesen.“.
„Jaja“, kicherte Nina und Zindy stimmte ihr zu. „Das würde ich an deiner Stelle auch sagen.“
„Und das von der Frau, die sich selbst nicht festlegen wollte“, gab Kisha zurück. „Aber wenn du meinst, du bist schlauer als ich, können wir gerne mal ein Quiz veranstalten.“
Gesagt, getan. Bereits zwei Wochen später fanden sich in Kishas kleiner Wohnung oben im Dachgeschoß ihres Elternhauses sechs junge Menschen ein um genau das festzustellen. Manche wie Kisha und Nina nahmen die Angelegenheit dabei sehr ernst, wohingegen andere wie Kishas Bruder Niklas es mehr als lustigen Abend mit Freunden ansahen.
„Das liegt nur daran“, flüsterte Kisha Nina ins Ohr, „ dass er eh am schlechtesten von allen Mitspielern abschneiden wird.“
„Das habe ich gehört“, meinte Niklas und tat kurz beleidigt. „Aber freut euch bloß nicht zu früh. Mit den richtigen Fragen habt ihr keine Chance gegen mich. Oder wisst ihr etwa, wer 1980 im EM-Finale die Tore für Deutschland schoss? Hm?“
Nina winkte ab. „Als ob genau diese Frage dabei ist.“ Sie stellte das Karton mit dem Brettspeil zu der beliebten Fernsehsendung auf den Tisch und begann das Spiel aufzubauen.
Kisha und Ludwig verschwanden kurz in der Küche und kamen beladen mit Chips, Salzletten und Getränken zurück. Die übrigen zwei Mitspieler trotteten mit Gläsern, Schüsseln und Servietten hinterher. Um mehr Platz zu schaffen wurden Zindy und Gerome noch schnell von ihren Kissen auf die Kommode verbannt und dann konnte es auch schon losgehen.
Reihum wurden jedem Fragen gestellt, wobei diese – wie in der Fernsehsendung – zu Beginn recht einfach waren, aber von Runde zu Runde schwieriger werden würden. Die drei üblichen Joker waren auf einen (den 50 zu 50 Joker) zusammengestrichen worden. Dafür durfte einmal eine Frage getauscht werden.
Entgegen dem Geunke von Kisha und Nina stellte sich Niklas dabei nicht schlechter an als die anderen fünf. Gut, er erhielt in ihren Augen auch die mit Abstand einfachsten Fragen von ihnen allen. Aber sei es drum. Spätestens mit der 8.000-Euro-Frage würde er ins Schwitzen kommen und seine Joker sinnlos einsetzen nur um zwei Fragen weiter als erster auszuscheiden. Zumindest wenn es nach ihnen ging.
Blöderweise war aber die 8.000-Euro-Frage ausgerechnet eine Filmfrage zu Star Wars und damit kannte sich Niklas nun wirklich gut aus. Kaum dass die richtige Antwort vorgelesen war, nannte er wie aus der Pistole geschossen auch schon den dazugehörenden Buchstaben.
„Deppendusel“ nannte Kisha das. „Aber das wird sich bald legen.“
Sie selbst hatte bei derselben Stufe deutlich länger gebraucht und Nina war nachdem sie hier alle Joker verpulvert hatte bei der 16.000-Euro-Frage ausgestiegen.
Niklas aber meisterte auch diese Hürde ohne Probleme. Er hätte die Literaturfrage wohl nie richtig beantworten können, wenn er nicht gerade im Deutschunterricht ausgerechnet dieses Buch besprochen hätten.
Dann aber kam eine Frage aus dem Bereich Geographie. Während er stöhnte grinsten sich Kisha und Nina an. Na, endlich.
Kishas Bruder hatte keinen blassen Schimmer davon, welche der vier genannten Inseln zu Indonesien gehören sollte. Zindy dagegen umso mehr. Schließlich lebten ihre tierischen Artgenossen dort. Gerne wollte sie ihm helfen, nur wie sollte sie ihm vermitteln, dass C die richtige Antwort war. Bis auf das Z hatte sie es mit Buchstaben nicht wirklich. Allerdings hatte sie dieses C heute schon ein paar Male gesehen. Es sah aus wie der Mond.
Aber denn konnte sie doch ganz einfach nachstellen.
Niemand achtete gerade auf sie. Sie winkelte die Knie an, schob sich schräg über den Rand der Kommode und fiel dann in einem eleganten C-Mond direkt vor Niklas Füße.
Der bückte sich erstaunt zu dem kleinen Stoff-Orang-Utan-Mädchen hinunter.
„Jetzt nicht kneifen, Niklas!“ rief Kisha. „Unter dem Tisch liegt die Lösung bestimmt nicht.“
„Gebt mir noch zehn Sekunden“, meinte der. „Ich hab sie gleich.“ Er betrachtete und begann breit zu grinsen. „Ich glaube, dein Äffchen will mir etwas mitteilen. Sie liegt da wie ein perfektes C. Deshalb nehme ich Antwort C.“ Er setzte Zindy zurück auf die Kommode, wo sie sogar noch ein Küsschen erhielt, da die Lösung richtig war.
64.000-Euro war eine Autofrage. Niklas winkte lässig ab und verkündete mit D wieder die richtige Antwort.
„Weit mehr Glück als Verstand“, murmelte Kisha. Ihr Bruder war jetzt weiter als jeder andere am Tisch gekommen. Sie drehte die nächste Karte um und jubelte innerlich.
Obst.
Davon hatte er doch gar keine Ahnung.
„Welche Frucht war früher als Paradiesfeige bekannt?“ las sie die Frage zufrieden vor. Wie wahrscheinlich jeder andere im Raum hatte sie den Begriff noch nie gehört. „A der Apfel. B die Banane. C die Zitrone. Oder D die Dattel.“
„Banane, Banane, alle wollen Banane!, hätte Zindy fast gesungen. So klar es war, dass sie das wusste, so klar war auch, dass Niklasschon wieder nur raten konnte. Er war sich sicher, dass ihm der Tauschjoker keine bessere Frage präsentieren würde. Deshalb setzte er den 50 zu 50 Joker. B und C blieben stehen.
Niklas überlegte kurz, ob er aussteigen sollte. Er sah in die Gesichter der anderen. Ludwig signalisierte ihm Risiko. Der Rest grinste nur frech.
„Ich glaube, ich werde nochmals Zindy fragen.“ Kishas Bruder drehte sich zum Sideboard um.
Hervorragende Idee. Das kleine Stoff-Orang-Utan-Mädchen stand längst auf dem Kopf.
Niklas war sich sicher, dass er sie so nicht hingesetzt hatte. Wahrscheinlich hatte Ludwig sie schnell für ihn umgedreht.
„Ich nehme B. Banane“, sagte er daher aus vollster Überzeugung.
„Leider richtig“, bedauerte Kisha. Aber wenigsten hatte er einen Joker aufgebraucht. Es war schon peinlich genug, dass er noch als einziger im Spiel war. Sie griff nach der Karte mit der
500.000-Euro-Frage, las sie und war augenblicklich wieder besserer Laune. „In welchem Jahr fertigte Margarete Steiff ihr erstes Stofftier? 1864, 1872, 1880 oder 1888?“ Sie sah ihren Bruder an. „Nun, willst du aufgeben oder das Geld sinnlos verzocken?“
Natürlich dachte Niklas nicht ans Aufgeben. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er heute unschlagbar war. Er würde die Lösung einfach auspendeln. „Ich bin mir sicher, dass dein Äffchen die Lösung kennt. So als Stofftier und so und sie will sie mir bestimmt verraten. Ich lasse sie über den Buchstaben kreisen und der Buchstabe, auf den sie fällt, ist die richtige Lösung.“ Er teilte jeder Ecke des Sofakissens einen Buchstaben zu. Dann holte er Zindy.
„Es tut nicht weh, kleines Äffchen“, versicherte er ihr. „Du landest weich. „ Er packte sie an beiden Füßen, drehte sie um und ließ sie in niedriger Höhe über dem Kissen kreisen. Nach zwei Runden ließ er sie sanft los.
Das kleine stoff-Orang-Utan-Mädchen kullerte von D zu A. Es sah zunächst so aus als ob sie dort liegenbleiben würde. Irgendwie änderte sie aber mit einem Mal die Richtung und rollte mitten auf das C und das obwohl dieses ein wenig höher lag.
„Und du willst dich wirklich auf das Affenorakel verlassen?“ kicherte Nina.
„Klar“, erklärte Niklas. „Ich nehme C.“
Kisha grinste nur bis sie die Antwort auf der Karte sah. „C ist richtig.“
„Auf Zindy ist eben Verlass.“ Niklas setzte das Stofftier wieder neben Gerome und gab ihr noch einen Chips zur Belohnung. „Sie ist schlauer als ihr alle zusammen. Und jetzt hau die 1-Millionen-Euro-Frage raus!“
Kisha nahm statt der ersten die dritte Karte und verfluchte sich augenblicklich dafür. Das konnte nicht sein!
Niklas bemerkte sofort, dass die Frage seiner Schwester überhaupt nicht gefiel. Eigentlich konnte das nur etwas Gutes heißen.
„Nun hau schon raus!“
„Es ist eine Sportfrage“, stöhnte die. „Und sie lautet.“ Kisha machte eine Pause.
„Ja?“ fragte Niklas ungeduldig.
Sie war kaum zu hören. „Wer schoss im EM-Finale 1980 die Tore für Deutschland?“
Bereits als ihr Bruder die Frage nur halb gehört hatte, war er nicht mehr zu halten. Er tanzte durch das Wohnzimmer und sang dabei laut und schief „Horst Hrubesch, Horst Hrubesch!“ noch ehe Kisha auch nur eine Antwortmöglichkeit vorgelesen hatte.
Und Zindy tanzte für alle nicht sichtbar auf der Kommode mit.


Lies bald weiter ...