Zindy forever
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Zindy feiert Geburtstag


Kisha besaß einen Kalender, in den sie alles wichtige, unwichtige und manchmal auch überflüssige einzutragen pflegte. Vom Friseurbesuch über den Zahnarzttermin bis hin zu den Abholtagen der verschiedenen Mülltonnen waren die Dinge in den richtigen Spalten an den entsprechenden Tagen vermerkt. Einen großen Rahmen nahmen dabei natürlich die Geburtstage ein. Selbst der des kleinen Stoff-Orang-Utan-Mädchens hatte darin seinen Platz gefunden. Kisha hatte ihr das selbst neulich im Kalender gezeigt.
„Da steht es orange auf weiß: Geburtstag Zindy.“
Nina, die in diesem Augenblick gerade zu Besuch gewesen war, hatte laut losgelacht. „Wie? Du hast Zindys angeblichen Geburtstag im Kalender stehen? Ist das nicht ein bisschen übertrieben?“
Kisha und Zindy waren gleichermaßen empört gewesen. „Was heißt hier übertrieben? Dein Geburtstag steht schließlich auch drin.“
„Ja, aber“, hatte Nina erwidern wollen, war aber gleich ausgebremst worden.
„Nichts aber. An dem Tag ist Zindy zu mir gekommen. Folglich ist es ihr Geburtstag. Basta“, sagte Kisha bestimmt und zwinkerte Zindy auf dem Sofa zu. „Und ich habe auch schon ein Geschenk für sie.“
Ein Geschenk? Ein Geschenk? Was ist es? Wo ist es?
Der kleine Stoff-Orang-Utan war so aufgeregt, dass er beinahe alle Stofftierregeln vergessen hätte und Kisha vor Vorfreude an den Hals gesprungen wäre. Ein mehr als strenger Blick von Gerome hielt Zindy gerade noch davor zurück.
„So ein Mist!“ hatte sie stattdessen innerlich geflucht, als sie feststellen musste, dass es bis zu ihrem Geburtstag noch ein paar Tage dauern würde.
„Aber eine Party schmeißt du ihr nicht auch noch?“ hatte Nina belustigt gefragt.
„Meinst du, ich sollte?“ Kisha hatte so getan als überlege sie. „Na, vielleicht nächstes Jahr.“
Party wäre eine super Sache, hatte Zindy gefunden. Nur ohne Nina, der Schlafmütze, und nicht erst nächstes Jahr.
Und damit war die Idee geboren und ließ sie von da ab nicht mehr los.
Jetzt war sie doch froh, dass sie bis zu ihrem großen Tag noch ein paar Tage Zeit hatte.  So konnte sie alles perfekt vorbereiten. Obwohl, das Geschenk hätte sie am liebsten doch gleich gehabt.
Sobald Kisha am darauffolgenden Tag das Haus verlassen hatte, hatte sich Zindy dann sofort an die Arbeit gemacht. Sie war zum Kalender hinübergeschwungen und hatte nochmal nachgesehen. Gestern war der Tag gewesen, an dem die gesamte Zeile vollgeschrieben gewesen war und die Zeile mit ihrem Geburtstag hatte sich der kleine Stoff-Orang-Utan natürlich gemerkt.
Eins, zwei, drei, vier, fünf, zählte Zindy und stöhnte entsetzt. Nur noch fünf Tage bis zu ihrem Geburtstag. Gestern hatte das nach viel mehr Zeit ausgesehen. Was sie jetzt dringend brauchte, war ein Plan.
Weil sie mit vollem Magen besser denken konnte, holte sie sich erst einmal eine Traube und kehrte damit auf ihr Sofakissen zurück.
Was brauchte sie denn alles?
Lokalität. Deko. Musik. Essen. Unterhaltungsprogramm. Gäste.
Die ersten drei Dinge waren dabei vergleichsweise einfach. Die Party würde in Kishas Wohnzimmer auf und um Sofa und Wohnzimmertisch steigen. Der Tisch bot sich als Tanz- und Spielfläche an und wer es etwas gemütlicher brauchte, konnte sich zwischen die vielen Sofakissen kuscheln.
Was die Dekoration anging, wusste Zindy genau, wo Kisha all die Sachen versteckte, die sie dafür haben wollte. Als die Kommodentür einmal aufstand, organisierte sie die in Windeseile und brachte sie hinter dem Fernseher in Sicherheit. Es war ein perfektes Versteck, denn Kisha wischte dort höchstens zweimal im Jahr Staub.
Auch die Musik war kein Problem. Der kleine Stoff-Orang-Utan wusste schon lange, wie man das Radio einschaltete. Dann erst wild an dem linken Knöpfchen drehen bis der richtige Sender eingestellt war und danach an dem rechten drehen bis die Mucke laut genug war.
Schwieriger wurde es beim Rest. Zindy hatte zwar noch zwei Schokokekse unter dem Sofa gebunkert, aber sie musste enttäuscht feststellen, dass die inzwischen steinhart geworden waren. Für das Essen musste sie sich wohl noch kurzfristig etwas einfallen lassen.
Was sie mit ihren Gästen anstellen wollte, wusste Zindy eigentlich schon. Aber war jeder bereit für Schwingen, Tischschliddern und Abrocken. Schließlich waren manche Gäste doch von eher träger Natur.
Das Einladen der Gäste übernahm freundlicherweise Gerome für sie. Einen ganzen Tag benötigte er um Zindys Liste abzuarbeiten und jeden persönlich aufzusuchen, aber sowohl Malaika als auch Bruno der Bär und die Raupe Ranger sagten zu.
Und ehe sie sich versah, war der große Tag auch schon gekommen. Vor lauter Aufregung hatte Zindy kaum geschlafen. So gespannt war sie auf ihr Geschenk.
Glücklicherweise ließ Kisha sie nicht allzu lange warten. Noch bevor sie zur Arbeit aufbrach, verschwand sie kurz in der Küche und kehrte mit einem Kuchenteller nebst Messer in der einen und einem kleinen Päckchen in der anderen Hand zurück.
„Happv birthday!“ sagte sie und stellte den Teller auf den Wohnzimmertisch. Darauf stand ein Minigugelhupf mit einer brennenden Dekokerze. „Wünsch dir was, kleines Äffchen!“ forderte sie Zindy auf. Dann blies sie die Kerze aus. „Und jetzt noch dein Geschenk.“ Sie wickelte das Päckchen auf und was zum Vorschein kam, ließ Zindy strahlen.
Kisha legte das Geschenk neben den Kuchenteller und schnitt den Kuchen auf. Acht Stücke wurden es. Eines davon nahm sie sich gleich selbst. „Ich muss dann zur Arbeit“, murmelte sie zwischen zwei Bissen, räumte noch schnell das Messer in die Küche und war auch schon weg.
Zindy saß ein paar Minuten da und staunte wahlweise auf den Kuchen oder ihr Geschenk. Beides war so wunderschön.
Wenn Gerome sie nicht angestupst hätte, hätte sie sich wahrscheinlich bis zum Abend nicht bewegt. So aber erwachte sie gerade noch rechtzeitig aus ihrer Erstarrung um die letzten Partyvorbereitungen zu treffen.
Gemeinsam mit Gerome schob sie den Teller mit ihrem Geburtstagskuchen in eine Ecke des Tisches und befreite die Dekoration aus ihrem Versteck hinter dem Fernseher. Die beiden hatten einige Mühe die drei aufgerollten Luftschlangen in die richtige Form zu bringen. Zum Blasen waren sie zu schwach. Als aber die erste aus Versehen zu Boden fiel und sich dort entrollte, waren auch die anderen zwei kein Problem mehr.
Um den Radio musste sich der kleine Stoff-Orang-Utan alleine kümmern, denn Gerome hatte das Geschenkpapier entdeckt. Zu seinem Entzücken waren kleine Schafe darauf gedruckt. Gott sei Dank hatte er sich daran satt gesehen ehe die Gäste kamen.
Die Feier selbst wurde ein Megaerfolg. Zuerst bewunderten alle ausgiebig Zindys Geschenk.
Dann schwangen, schlidderten und rockten sie alle bis sie völlig aus der Puste waren. Gut, Bruno der Bär gab recht schnell und weit vor den anderen auf und setzte sich aufs Sofa.
„Wir Rentner haben Rücken“, brummte er entschuldigend.
Als auch die anderen vier müde waren, gab es endlich Kuchen. Jeder bekam sein eigenes großes Stück und alle waren sich einig, dass sie noch nie auf einem so tollen Geburtstag gewesen waren.
Man knabberte oder lutschte an seinem Kuchenstück und unterhielt sich dabei. Malaika wollte noch einmal Zindys  Geschenk sehen und die stolzierte mit ihrem neuen Stoffrucksack zu dem kleinen Stoff-Igel-Mädchen und zeigte ihn ihr ausgiebig von allen Seiten.
Bruno der Bär war wohl der erste, der einschlief, und bald folgten ihm die anderen. Zindy dachte noch kurz daran Ordnung zu machen, nickte dann aber auch weg.
So fand Kisha bei ihrer Rückkehr ein mittelgroßes Chaos vor. Fünf Stofftiere lagen auf Sofa und Wohnzimmertisch verteilt herum, daneben halb oder dreiviertel aufgegessene Kuchenstücke und Krümel. Papa Daniels Raupe lag auf einem Bett aus drei Luftschlangen. Oma Charlottes Bär steckte mit seiner Nase in einer Sofaritze fest. Ninas Schaf nutzte das Schafgeschenkpapier als Zudecke, ihr Stoff-Orang-Utan hielt den Rucksack fest in seinen Händen und obendrein lief der Radio in einer solchen Lautstärke, dass es ein Wunder war, dass Mama Kathrin noch nicht nach oben gekommen war.
„Niklas, du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dir abnehme, dass die hier eine Party gefeiert haben“, maulte sie und begann aufzuräumen. „Aber keine Angst. Mir fällt schon etwas Passendes für dich ein.“


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