Zindy forever
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Zindy bei der Feuerwehr

Wenn Zindy etwas noch mehr fürchtete als Wasser, dann war das das Feuer. Bei Wasser war man nur nass. Bedauerlich, denn man sah zumindest für eine Weile reichlich doof aus. Manchmal erholte sich das Fell an einigen Stellen sogar nie mehr so ganz.
Aber bei Feuer erholte sich nichts mehr. Wo das Fell nicht scheußlich versengt war, war es ganz weg und kam auch nicht mehr zurück. Oft fehlten einem dann Gliedmaßen und im allerschlimmsten Fall war nichts mehr von einem da.
Gestern beim Abendessen nun hatte Niklas von einem Kumpel erzählt, der bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv war und ihn eingeladen hatte, doch mal zu einem Probetag vorbeizukommen.
Zindy, die bis dahin gemütlich im Gang neben dem Telefon gedöst hatte, war plötzlich hellwach und genau wie Niklas Feuer und Flamme von dem Vorschlag. Wenn Kishas Bruder da hinging, musste sie auf jeden Fall mit. Denn eines war sicher. Es war immer besser zu wissen, wie man seinen ärgsten Feind bekämpfen konnte.
Gerome und Malaika hatten mal wieder keine Lust oder zu viel Muffe und so machte sich der kleine Stoff-Orang-Utan am nächsten Nachmittag nur zusammen mit Niklas auf den Weg zur Feuerwache. Er radelte fröhlich und sie summte hinten in seinem Rucksack im Takt zum Klappern seines Schutzblechs „Tatü Tata“.
Niklas gedacht hatte, dass er der einzige sein würde, der sich für die Feuerwehr interessierte, so hatte er sich geirrt. Außer ihm und Zindy ( von deren Anwesenheit er aktuell noch nichts wusste) waren noch zwei Mädchen und ein Junge erschienen, was alle auf der Wache sehr freute. Denn Nachwuchs konnten sie immer gebrauchen.
Es gab eine freundlich lustige Begrüßung für die Vier. Mitgebrachte Räder und Rucksäcke wurden in einer Ecke verstaut und dann ging es auch schon los.
„Etwas Theorie muss auch heute sein“, erklärte ihnen der Kommandant und erläuterte kurz die Hauptaufgeben der Feuerwehr. Zindy im Rucksackhörte nur halb hin. Feuer löschen. Hochwasserhilfe. Katastrophenschutz. Katzen retten – das wusste sie doch schon alles aus dem Fernsehen und außerdem war sie sowieso mehr der praktische veranlagte Typ. So wartete sie geduldig bis die Neufeuerwehrler alles verstanden hatten und es endlich mit dem Handfesten losging.
„Ich zeige Euch zunächst die Wache und dann stellen wir einen Einsatz nach“, meinte der Kommandant. „So kriegt Ihr einen guten Überblick, wie das hier so abläuft.“
Und schon ging es zur Ausrüstung und dabei vor allem zu den Feuerwehrautos. Da standen ganz unterschiedliche Typen je nachdem für welchen Einsatz das Fahrzeug gebraucht wurde. Der kleine Stoff-Orang-Utan sah Einsatzfahrzeuge und Löschfahrzeuge und Gerätewagen und Wagen mit elf zwei vierundsechzig Meter langen Drehleitern. Die Jugendlichen stellten einige technische Fragen, die den Kommandanten sichtlich freuten. Zindy hatte davon schnell genug. Sie hatte sich längst aus dem Rucksack befreit und schaukelte inzwischen in der Schlaufe eines aufgerollten Wasserschlauchs. Ihr war es egal, wie viele Liter Wasser das Löschfahrzeug fassen konnte. Hauptsache es hatte ein Blaulicht und immer Vorfahrt.
Nachdem die vier Schnupperer unten alles ausgiebig begutachtet hatten, ging es ins obere Stockwerk. Neben dem Büro des Kommandanten und dem Kontrollraum mit vielen Computern und Telefonen befand sich hier auch der gemütliche Gemeinschaftsraum, in dem die Feuerwehrmänner und –frauen sich vor und nach ihren Einsätzen ausruhen konnten. An den Wänden hingen lustige Poster. Es gab eine riesige Kaffeemaschine, zwei Kühlschränke, eine Küchenzeile und ein paar Tische. In einer Ecke standen zwei Liegen, daneben ein Sofa mit Blick auf einen großen Flachbildfernseher. Das Coolste in dem Raum aber waren die zwei Stangen, die von der Decke durch ein Loch im Boden bis auf den unteren Fußboden reichte.
Zindy hatte die Stange bereits von unten entdeckt und – während die anderen bereits über die Treppe nach oben stapften – genau inspiziert. Wenn sie sich richtig lang machte, kam sie mit ihren Armen tatsächlich um die Stange herum.
Ob sie wohl später einmal daran herunterrutschen konnte? So, wie sie es schon so oft in Filmen gesehen hatte? Vielleicht sogar noch mit Kreiseln?
Das leiser werdende Geplapper der Gruppe holte sie in die Realität zurück. Da sich gerade niemand in ihrer Nähe aufhielt, hüpfte sie zur Treppe hinüber und erklomm vorsichtig die Stufen.
„Müssen wir schon rutschen?“ fragte sie stumm als sie die anderen erreichte.
Die bemerkten sie aber gar nicht, waren sie doch schon im Einsatz. Das Telefon hatte geläutet und eine aufgeregte Frau am anderen Ende der Leitung musste erst einmal beruhigt werden ehe die Gruppe erfuhr, was für einen Notfall es genau gab.
Die Situation war die, dass im Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses Feuer ausgebrochen war. Die Bewohner aus dem Erdgeschoss waren bereits nach draußen geflüchtet. Aber in einer der beiden oberen Wohnungen war noch eine ältere Dame mit ihrem einjährigen Enkel gefangen.
Alle fünf (die vier Jugendlichen und Zindy) hatten sofort Ideen, wie man hier vorgehen könnte und vier davon teilten sie lautstark dem Kommandanten mit. Natürlich zur selben Zeit.
„Löschfahrzeug, Drehleiter, Sprungtuch, Schutzkleidung“, war gleichzeitig zu hören. Zindys „Rutschen?“ ging da völlig unter.
Der Kommandant musste die Gruppe erst einmal in ihrem Übereifer bremsen. Danach wurde ein vernünftiger Plan ausgearbeitet.
Der Telefondienst speicherte in Windeseile die wichtigsten Informationen aus dem Telefonat in den Computer und verständigte dann alle betroffenen Stellen. In diesem Fall waren das der Kommandant, Polizei, ein Krankenwagen und natürlich die Kollegen.
Im echten Leben würden die jetzt den Rest ihrer Ausrüstung anlegen und losfahren. Heute jedoch durften die Vier noch ohne entsprechende Kleidung starten.
„Wer möchte kann gerne die Rutschstange nehmen! Der Rest die Treppe“ Der Kommandant zeigte ihnen wie es richtig ging und rutschte auch gleich als erster runter. Natürlich folgten ihm die Vier die Stange hinunter. Sie waren doch keine ängstlichen Fünftklässler.
Zindy folgte dann mit etwas Sicherheitsabstand und einem begeisterten „Hui“.
Unten durfte eines der Mädchen das Blaulicht am größten Fahrzeug anmachen. Losgefahren wurde jedoch nicht, denn es war ja kein realer Einsatz. Stattdessen ging es nur auf den Übungsplatz neben dem Gebäude.
Dort trainierten sonst die richtigen Feuerwehrleute für den Ernstfall. Für heute hatte der Kommandant von seiner Mannschaft die passende Kulisse für ihren Fall vorbereiten lassen. Im hinteren Bereich stand neben anderem eine einzelne Hauswand mit Obergeschoß und einer offenstehenden Tür, aus der Rauch quoll.
Der Kommandant hatte Mühe seine übereifrigen Schüler zu bremsen. Die wären nämlich am liebsten gleich in das Haus gestürmt.
„Schutzkleidung anlegen und dann wie besprochen vorgehen!“ mahnte er.
Zwei Altfeuerwehrler, die ihnen helfen sollten, winkten von der Hauswand bereits mit Stiefeln, Helm und Hose.
Die einzige, die nach dem Umziehen nicht stöhnte, war Zindy. Während die Vier in der schweren Ausrüstung nun jetzt deutlich langsamer zu ihrem Einsatzort gingen, suchte das kleine Stoff-Orang-Utan-Mädchen nach der für sie passenden Kleidung. Natürlich war ihre Größe aus. Deshalb begnügte sie sich damit in einen gewaltigen Schutzhandschuh für Männer (einen linken) zu schlüpfen und sich dann in dessen Schutz im Affenschleichmodus  der Gefahrenstelle zu nähern. Durch die Nähte des Handschuhs hatte sie nur eine sehr eingeschränkte Sicht, was gefährlich war. Schließlich wollte sie ja nicht entdeckt werden. Aber diverse Gegenstände und Bauten boten ihr eine gute Deckung vor neugierigen Blicken.
Der künstlich generierte Rauch wurde von keinem echten Feuer begleitet. Dennoch sollten die vier ihn löschen. Also musste ein Schlauch gelegt werden, was sie ganz schön zum Schwitzen brachte. Dass er an einer Stelle nicht richtig angeschlossen war, führte zu einer ungewollten Zwischenfontäne.
Die angehenden Jungfeuerwerker fanden das lustig. Zindy jedoch flüchtete schnell wieder in das Hauptgebäude zurück. Der Schlauch hatte sich nämlich gleich einer bösen Schlange aufgerichtet und einiges an Wasser in ihre Richtung gespritzt. Zum Glück war sie unter dem Handschuh, so dass sie selbst fast nichts traf. Aber aus der Ferne beobachten erschien ihr doch besser. Vor allem, da als nächstes Rettung per Drehleiter folgen sollte und sie klettern und schwingen bestimmt nicht üben musste.
Niklas und seine Mitstreiter stellten sich recht geschickt bei der Bergung von zwei Übungspuppen an. Klar, sie hätte es in einem Drittel der Zeit geschafft. Aber die Jugend übte ja noch. Und aus zwei Metern Höhe sollte bestimmt auch keiner der Geretteten zu Boden stürzen.
Der Kommandant sah das ähnlich, meinte aber, dass im Ernstfall sowieso nicht geschehen würde. Außerdem hätten sie jetzt alle erst einmal eine Stärkung verdient. Im Gemeinschaftsraum sei dafür schon etwas vorbereitet.
Stärkung? Das hörte Zindy natürlich gleich. Erste, schoss es ihr durch den Kopf, denn sie hatte ja einige Meter Vorsprung vor den anderen. Wahrscheinlich in Rekordgeschwindigkeit nahm sie die Treppe und sicherte sich  eine Gurkenscheibe und einen Möhrenstift.
Als der Rest zu Essen begann, war sie bereits so gut wie fertig. Das war auch so beabsichtigt. So waren die Feuerwehrler abgelenkt und sie konnte sich derweil noch ungestört etwas mit der Rutschstange beschäftigen. Schließlich musste sie noch „Überkopf“ und „Nur mit den Füßen halten“ ausprobieren.
„Und was war das Beste?“ fragte Gerome sie denn auch später zu Hause auf dem Sofa.
Nun, für Niklas war das bestimmt das coole Löschen mit dem Feuerwehrschlauch gewesen. Oder auch die Drehleiter.
Sie aber wirbelte wie verrückt um die Fernbedienung des Fernsehers herum bis ihr schwindelig wurde. Dann plumpste sie neben dem Schaf aufs Sofakissen.
„Das nächste Mal kommen Malaika und du mit! Dann können wir Kettenrutschen."


Lies gleich weiter: "Zindy und der Martinstag"