Zindy forever
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Zindy spielt einen Aprilscherz


„Und dann habe ich …“ Niklas bog sich vor Lachen und brauchte drei Anläufe um den Satz zu beenden. „… ich ihr erzählt, dass draußen vor dem Schulgelände dieser Schminktruck steht und sie ist auch gleich brav losgespurtet.“
Jetzt prustete Niklas befreit los und sein Kumpel stimmte ein.
Dann begann der zu erzählen. „Mit meiner Mutter klappt es jedes Jahr, egal wie übertrieben die Geschichte auch ist.“
Es war für Zindy offensichtlich. Die beiden Jungen überboten sich in Anekdoten über alberne Streiche, die sie anderen an einem ganz bestimmten Tag im Jahr gespielt hatten und der war wohl morgen wieder.
Der 1. April.
Und diesen Spaß würde sie sich selbstverständlich nicht entgehen lassen.
Das Prinzip war ihr so was von klar: Opfer aussuchen. Was erzählen, das nicht stimmte. Abwarten bis der andere bemerkte, dass er oder sie hereingelegt worden war. Kichern. Das sollte sie hinkriegen. Nur mit wem sollte sie das anstellen?
Bruno, der Bär, war zu schlau und zu gemütlich. Malaika war so gutgläubig, dass sie auf alles hereinfallen würde, ganz gleich wie unsinnig es war. Aber sie war auch sehr sensibel und würde dann vielleicht sogar traurig sein. Und Gerome war so ein Schaf, dass er ihr alles verzeihen würde. Außerdem war er ihr aller allerbester Freund und da machte sie so etwas nicht.
Wenn Zindy es sich recht überlegte, blieb für ihren Aprilscherz nur ein Mensch übrig: Kishas Freundin Nina.
Die war oft da, aber nicht immer. Die war schnell zu begeistern und nicht allzu misstrauisch. Und die würde nie darauf kommen, wer der wahre Übeltäter war, der sie in den April geschickt hatte.
Jetzt brauchte der kleine Stoff-Orang-Utan nur noch eine gute Idee.
Lange musste sie darüber nicht grübeln, denn noch am gleichen Abend brachte Niklas sie darauf.
Der stolperte wie für ihn üblich mal wieder ohne Vorankündigung in Kishas Wohnung und knallte einen bunten Zettel und ein Kuvert auf ihren Wohnzimmertisch. „Du kommst doch morgen in die Stadt und als meine Lieblingsschwester ist es deine Pflicht mir zwei Karten hierfür mitzubringen.“
Kisha warf nur einen kurzen Blick auf den Zettel und sah ihren Bruder erstaunt an. „Du bei der „Langen Nacht der Volksmusik“?“ fragte sie. „Bist du heute beim Skaten auf den Kopf gefallen?“
„Bist du verrückt?“ gab Niklas zurück. „Die soll ich für Oma Charlotte besorgen, da du aber eh an der Halle vorbeifährst, kannst du doch kurz anhalten. Sie will die Karte wohl ihrer Freundin Gerda schenken.“
„Und wieso soll ich das machen, wo doch groß ein N für Niklas auf den Kuvert steht?“
Niklas zuckte mit den Schultern. „Weil du deinen Bruder nicht hängen lässt. Geld ist übrigens im Kuvert.“ Er war schon wieder halb draußen. „Und bevor ich es vergesse: Reihe 6 ist gewünscht.“
Was blieb Kisha folglich anderes übrig als am nächsten Tag brav die Karten zu kaufen. Wieder zu Hause stellte sie das Kuvert mit den Karten auf die Kommode und legte ihren eigentlichen Einkauf auf den Wohnzimmertisch. Dann verschwand sie in der Küche um für Nina, die gleich kommen wollte, und sich selbst einen Snack vorzubereiten.
Zindy, die Gerome in ihren Plan eingeweiht hatte, nutzte die kurze Zeit, in der sie beide alleine waren bis Nina eintraf um Kuvert und Einkauf auszutauschen. „N wie Nina“, kicherte sie dabei. Im Anschluss hüpfte sie neben das schwarze Stoffschaf aufs Sofa und wartete gespannt das weitere Geschehen ab.
Als Nina eintraf, streckte Kisha nur kurz den Kopf aus der Küche. „Die Überraschung liegt auf dem Tisch. Ich mache nur schnell die Snacks fertig. Dann bin ich auch schon bei dir.“
„Alles klar. Lass dir ruhig Zeit!“ Nina ließ sich aufs Sofa fallen und schaute auf den Tisch. Das Kuvert war nicht zu übersehen. Zumal ein großes N darauf geschrieben war.
Wahrscheinlich sollte sie warten bis Kisha hereinkam, aber einmal kurz hineinspitzeln war bestimmt nicht verboten.
Nina öffnete das Kuvert. „Karten“, freute sie sich für zwei Sekunden. Dann sah sie wofür. Kishas Musikgeschmack war zwar manchmal speziell, das jedoch ging eindeutig zu weit. „Das ist nicht ihr Ernst“, entfuhr es ihr lauter als gewollt.
„Was ist nicht mein Ernst“, kam es aus der Küche.  „Findest du es denn so schrecklich?“
Schrecklich war noch viel zu harmlos. Kisha musste den Verstand verloren haben. Nur wie sollte sie ihr das schonend beibringen?
Zindy zwinkerte Gerome schmunzelnd zu. Das klappte ja wie am Schnürchen.
„Ich mache bestimmt vieles mit“, versuchte es Nina vorsichtig, „aber das ist nun wirklich so gar nicht mein Ding.“
„So schlimm?“ Kisha klang enttäuscht. „Ich dachte wir haben dabei einen lustigen Abend.“
Lustig stellte sich Nina nun wirklich anders vor als Menschen in volkstümlichen Verkleidungen beim Trällern kitschiger Lieder zuzuhören. „Wie kommst du nur darauf. Habe ich irgendwelche falschen Zeichen ausgesendet als ich neulich vom Dirndl meiner Cousine erzählt habe?“
„Dirndl? Wohl eher Trenchcoat.“ Kisha kam mit zwei voll beladenen Tellern aus der Küche. „Es sei denn du kannst damit besser denken. Ich habe nämlich keine Lust zu scheitern.“
Nina sah nochmals auf die Karten. Nein, sie hatte sich nicht verschaut. „Wie willst du dabei scheitern? Falsche Platzwahl? Unrhythmisches Schunkeln?“
Zindy und Gerome neben ihr auf dem Sofa hatten immer mehr Mühe ruhig zu sitzen. Das lief ja deutlich besser als gedacht. Allerdings wussten beide nicht wie lange sie es noch aushalten konnten bevor sie einfach lauthals loslachen mussten.
Kisha stellte die Teller auf den Tisch. „Wie? Habe ich mich vertan? Wir sind doch in einem Labor.“ Erschrocken blickte sie über ihren Wohnzimmertisch, fand aber nicht, was sie suchte. „Wo hast du das Spiel hin, Nina?“
„Spiel?“ Nina verstand nicht. „Ich weiß nichts von einem Spiel. Hier lag nur das Kuvert mit diesen Weltklassekarten.“ Komischerweise sagte ihr Gesicht genau das Gegenteil.
Erst jetzt sah Kisha das Kuvert. „Oh Mann, wie konnte mir das passieren. Das Kuvert ist für Niklas und sollte auf der Kommode stehen, wo“, stellte sie verblüfft fest, „jetzt unser Exit-Spiel „Das geheime Labor“ liegt.“ Sie stupste Nina mit dem Finger. „Gib es zu, du hast beides ausgetauscht. Oder glaubst du, ich leide an Geschmacksverirrung? Niklas sollte die Karten für Oma Charlotte besorgen, die sie einer ihrer Freundinnen schenken wollte, und an wem ist letztendlich wieder alles hängengeblieben? Klar, an mir.“
Nina atmete tief durch. „Gott, bin ich froh. Ich dachte schon, wir haben ein Problem.“ Sie schlug sich an die Stirn „Ich helfe dir mit den Getränken und dann legen wir los.“ Sie legte das Kuvert auf die Kommode und das Spiel auf den Tisch und folgte Kisha in die Küche.
Zindy organisierte schnell zwei Snacks und dann flüchteten Gerome und sie blitzartig ins Schlafzimmer. Dort musste das Essen allerdings noch etwas warten, denn die beiden Stofftiere bogen sich erst einmal mindestens zehn Minuten vor Lachen.


Lies gleich weiter: "Zindy und der 1. Mai"