Zindy forever
Die  Seite für Freunde von Zindy & ihren Geschichten und alle, die Stofftiere lieben
 
 
 

Zindy feiert Walpurgisnacht


 

Dass Zindy Halloween liebt ist inzwischen wohl jedem bekannt. Dass es aber eine zweite Gruselnacht gibt, hatte man ihr bisher unterschlagen. Wenn Kisha und Nina nicht mal wieder einen Horrorfilm geschaut hätten, wäre das wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile so geblieben. So aber saß sie bibbernd neben den beiden Freundinnen und zuckte mit ihnen um die Wette sobald auf dem Bildschirm etwas unerwartet Schreckliches passierte. Was – da es ein guter Horrorstreifen war – ziemlich häufig der Fall war. Während Gerome mal wieder völlig unbeeindruckt von dem Film leise schnarchte, war sie längst hinter ihr Sofakissen gerutscht und linste von dort neugierig und ängstlich zugleich auf die weiteren Ereignisse in „Grauen der Walpurgisnacht“.
Die Handlung war zugegeben nicht sonderlich anspruchsvoll, aber sie reichte aus, dass sich die drei nach dem Ende des Films noch einige Zeit lang vorsichtig umblickten und bei jedem unerwarteten Geräusch zusammenzuckten.
In dieser Nacht geschah ja fast noch schlimmeres als an Halloween. Riesige Feuer, schaurige Hexen und weitere schreckliche Kreaturen der Nacht, dazu Zaubertränke und Besen, die sich wahlweise in Katzen oder Schlangen verwandeln konnten. Man traf sich auf dem Blocksberg und vollzog dort so schauerliche Rituale, dass Zindy schon der Gedanke daran beunruhigte. „Heia Walpurgisnacht, wenn die böse Hex erwacht!“ hatten sie in den schauerlichsten Tönen gesungen, die Hexen. Wenn auch nur ein Teil von dem wahr war, was der kleine Stoff-Orang-Utan da gerade lernte, dann würde sie sich in dieser Nacht unter drei Decken und vier Kissen verstecken.
Am nächsten Morgen sah das Ganze natürlich schon wieder ganz anders aus. Bei Tageslicht war eine Hexe nur eine Faschingsverkleidung und ein Besen ein Besen.
Zumindest bis sie erfuhr, dass in fünf Tagen Walpurgisnacht sein würde.
Kisha und Nina hatten für diese Nacht beide eine Partyeinladung mit Übernachtung erhalten tuschelten seither ständig darüber.
„Hihi, du!“ und „Hast du schon gehört? Der kommt auch.“ bis zu „Das wird so nice.“ War alles, was Zindy herausbekam. Oder mit anderen Worten: Sie würde allein zu Hause sein und das in dieser Nacht!
Gerome wusste zum Glück immer noch nichts von der wahrer Bedeutung der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai und sie beschloss tapfer ihn auch nicht aufzuklären. Schließlich waren es ja noch ein paar Tage bis dahin.
Doch am nächsten Tag waren es nur noch vier Nächte bis dahin, dann drei, dann zwei, dann einer und schneller als ihr lieb war, war der Tag der Walpurgisnacht gekommen.
Mit ansteigender Unruhe beobachtete das kleine Stoff-Orang-Utan-Mädchen wie Kisha ihre Sporttasche für die Übernachtungsparty packte. Viel brauchte sie nicht und so nutze Kisha die Zeit um noch schnell etwas zu putzen und ihr Bett frisch zu beziehen. Schrubber und Kehrgarnitur standen mitten im Wohnzimmer, die gebrauchte Bettwäsche lag auf dem Bodens des Schlafzimmers und Kisha war bereits fast damit fertig, die neue Bettwäsche aufzuziehen als überraschend ihr Handy klingelte.
„Wie? Jetzt schon?“ schrie sie in das kleine Gerät. „Ich dachte, erst um sieben. Also gut. Gebt mir fünf Minuten.“
Kisha ließ das halbfertig überzogene Kissen da liegen, wo sie es gerade fallen gelassen hatte, und schnappte sich Hausschlüssel und Tasche. Ihr Blick schweifte kurz über die Unordnung in Schlaf- und Wohnzimmer.
„Egal“, murmelte sie. „Das kann jetzt auch bis morgen warten. Wen soll das schon stören?“
Und schon war sie durch die Wohnungstür und ließ einen dösenden Gerome und eine etwas besorgte Zindy auf dem Sofa zurück.
„Das mit den Hexen wird halb so schlimm“, sagte der kleine Stoff-Orang-Utan zu sich selbst. Die letzten Jahre waren schließlich auch keine aufgetaucht. Um aber dem Ganzen zumindest etwas zuvorzukommen, beschloss Zindy ganz einfach ihre eigene Walpurgisnacht zu feiern. Wo bereits getanzt wurde, gab es für böse Hexen nichts mehr zu holen.
Voller Tatendrang hüpfte sie vom Sofa um ihre Möglichkeiten zu inspizieren. Hinter ihr gab es keine Sekunde später einen so lauten Knall, dass sie vor Schreck der Länge nach hinfiel.
„Die Hexen“, schoss es ihr durch den Kopf.
Doch nur der Stiel des Schrubbers war neben ihr gelandet. Zindy schnaufte einmal tief durch. Das war knapp gewesen. Dann besuchte sie nacheinander Küche, Bad und Schlafzimmer und entwickelte dabei ihren Plan. Eilig machte sie sich an die Vorbereitungen, denn bald würde es dunkel werden.
Gerome, den der laute Knall geweckt hatte, zeigte wenig Begeisterung, versprach aber als Oberhexe Zindys schwarze Katze an dem Spektakel teilzunehmen. Die stellte ihm nämlich ein Stück Schokolade in Aussicht.
Eine halbe Stunde schuftete Zindy unermüdlich bis endlich alles bereit war. Vier Stück Schokolade waren auf einem kleinen Teller in Kishas Schlafzimmer gewandert, wo der wilde Tanz stattfinden sollte. Zu ihrem Blocksberg hatte sie kurzerhand Kishas Bettwäscheberg erkoren. Der hatte die perfekte Höhe zum drum herum tanzen und war bei Stürzen ein weicher und kuscheliger Landeplatz. In den Türrahmen schleppte sie eine Packung „Salatkräuter Dill“. Schließlich wusste ja jeder, dass Dill böse Hexen fernhielt. Nicht, dass sie die fürchtete, aber sicher war sicher.
Sie schaltete Kishas kleines Schlafzimmerradio ein und rief die schwarze Katze Gerome herbei.
Die kam auch brav und setzte sich mit dem versprochenen Stück Schokolade auf die Bettkante.
Und dann kam sie: Zindy, die Oberhexe.
Es war sehr anstrengend gewesen die Küchenschublade aufzuziehen, aber dafür lag das, was sie dort suchte, gleich zuoberst. Sie wählte die passende Größe, denn er sollte ihr nicht über die Ohren rutschen. Weiß war er. Das machte jedoch nichts, denn Zindy war ja schließlich auch eine gute Hexe. Einen von Kishas Spritzbeuteln als Hexenhut auf dem Kopf zog sie den kleinen Handfeger aus dem Wohnzimmer ins Schlafzimmer und brachte sich in Position.
„Böse Hexen, ihr könnt mich mal!“ rief sie ihrer Bettkantenkatze todesmutig zu.
Sie nahm den Stiel zwischen die Beine und packte das Ende mit beiden Händen fest an. Dann stapfte sie los.
Zuerst war es etwas mühsam. Der Besen wollte nicht ganz so wie er sollte. Zuerst piksten sie ein paar Borsten in die Beine und gleich darauf verhedderte er sich im Spannbettlaken und brachte sie zu Fall. Weh tat es ihr glücklicherweise nicht. Sie rappelte sich wieder auf und schon bald hatte sie den kleinen Besen im Griff.
Genüsslich an seiner Schokolade lutschend sah ihr das schwarze Katzenschaf Gerome zu, wie sie immer verwegenere-Tanzbewegungen ausprobierte. Der Besen schwang nach links und rechts. Sie schlug ein Rad, drehte sich mehrmals um die eigene Achse und ab und an sprang Zindy sogar ohne den Besen in einem gewaltigen Satz über den Blocksberg. Sie genehmigte sich nur ganz kurze Pausen um ihrerseits an einem Stück Schokolade zu knabbern und schon ging es wieder weiter. Um den Blocksberg tanzen war schließlich nichts für Weicheier. Den albernen Hexenhut konnte sie dabei längst nicht mehr gebrauchen. Er zierte nun den Kopf des Katzenschafs.

Bis spät in die Nacht rockte sie zu Klängen wie „Highway To Hell“ und „Ashes To Ashes“ ihre ganz eigene Walpurgisnacht bis sie erschöpft am Rande des Wäscheberges einschlief.



Lies gleich weiter: "Zindy rettet die Stofftierfabrik"