Zindy forever
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Zindy will nicht Baden gehen

 

Es war Sommer und es war heiß und zwar so richtig heiß. Die Regenwassertonnen in den Gärten waren leer und der Rasen von der Sonne verbrannt. Unter der Woche hatte nur Niklas die Hitze gut gefunden, denn in der Schule war der Nachmittagsunterricht zweimal ausgefallen. Kisha, Mama Kathrin und Papa Daniel konnten dagegen bei der Arbeit von Hitzefrei nur träumen. Doch heute war Sonntag. Das hieß im Hause Knirps raus in den Garten und die Sonne genießen.
Bereits letztes Jahr hatte Papa Daniel ein aufblasbares Familienplanschbecken gekauft und das war heute gut besucht. Während sich ihre Eltern nur immer wieder kurz abkühlten, nutzten es Kisha und Niklas ausgiebig. Mal planschten sie ausgiebig wie kleine Kinder und mal lagen sie nur am Rand und hörten über Kopfhörer Musik.
Selbst für Getränke war gesorgt. Ein schwimmender Getränkehalter in Form eines kleinen Schwimmreifens schipperte zwischen den beiden Geschwistern hin und her. Oma Charlotte hatte ihnen dann auch noch einen dritten Becher gebracht, den sie mit Salzstangen gefüllt hatte. So ließ es sich aushalten.
Oma Charlotte selbst saß etwas abseits in ihrem Liegestuhl unter dem großen Sonnenschirm, die Füße in einer Schüssel mit kaltem Wasser.
Oben von ihrem Fenster aus beobachtete Zindy das fröhliche Treiben im Garten. Irgendwie wäre sie gerne dort unten dabei, denn ihre Familie schien viel Spaß zu haben und Gerome lag sowieso nur auf den kühlen Fließen im Bad rum.
Andererseits hatte das viele Wasser in ihren Augen zwei Nachteile. Zum einen war es ihr unheimlich und dafür genügte schon die kleine Schüssel, in die Oma Charlotte ihre Füße hineinstreckte. Zindy konnte nämlich nicht schwimmen. Wie auch? Sie hatte es nie gelernt.
Der andere Nachteil wiegte jedoch noch viel schwerer. Wasser war nass. Das war für lebende Tiere kein Problem. Die haarigen Monster schauten zwar etwas beleidigt, wenn man sie anspritzte, schüttelten sich dann aber und alles war gut. Bei klassischen Stofftieren wie sie eines war saugte sich jedoch das ganze Fell mit Wasser voll. Im besten Fall konnte man sich dann nur eine Weile nicht mehr bewegen. Hatte man nicht so viel Glück ging man unter oder löste sich gar auf und Zindy wollte nicht herausfinden zu welcher Kategorie sie gehörte. Dann lieber sicher hier oben sitzen.
Dummerweise teilte Niklas diese Auffassung nicht. Er entdeckte Zindy am Fenster und mit einem „Ich glaube, der Affe will mitplanschen!“ machte er sich auf den Weg ohne auf Kishas Protest zu achten.
„Meinst du, daß das eine gute Idee für ein Stofftier ist?“ rief sie ihm hinterher. „Wasser und so?“
Doch Niklas war nicht mehr aufzuhalten. Er schnappte sich ein Handtuch und rannte sehr zu Mama Kathrins Missfallen tropfend durch Wohnzimmer und Gang die Treppe hoch in Kishas Wohnung.
Hätte Zindy geahnt, was Niklas vorhatte, so hätte sie sich noch schnell versteckt. So aber blieb sie völlig ahnungslos auf dem Fensterbrett sitzen. Als sie schließlich erkannte, was er vorhatte, war es schon zu spät. Mit überraschender Vorsicht nahm er Zindy in seine Hand und stürmte wieder nach unten.
„Aus dem Weg! Hier kommt Zindy!“ Den kleinen Stoff-Orang-Utan wie einen Papierflieger vor sich haltend rannte er um den Pool um sie dann sanft auf einem Stapel Handtücher landen zu lassen. „Schau dich erst einmal um! Ins Wasser kannst du nachher auch noch.“ Er grinste in die Runde.
Kisha lächelte erleichtert darüber, daß ihr Bruder Zindy nicht im Wasser versenkt hatte. Oma Charlotte schmunzelte und sogar Papa Daniel streckte kurz seine Nase aus seinem Buch. Nur Mama Kathrin fand die Aktion nicht wirklich witzig.
„Statt das halbe Haus wegen eines Stoffaffen nass zu tropfen, könntest du mir lieber mit dem Kaffeegeschirr helfen. Genügt es nicht, daß deine Schwester dieses Teil überall hin mitschleppt? Es ist ein Stofftier.“
„Hä? Das ist doch kein Stofftier“, entfuhr es den Geschwistern gleichzeitig. „Das ist Zindy.“
Zindy selbst störte sich nicht daran. Sie wusste, daß Mama Kathrin nicht ihr allergrößter Fan war. Aber eines Tages würde sie sie schon noch von sich überzeugen. Jetzt war es erst einmal wichtiger, dem drohenden Übel in Form eines Planschbeckens zu entkommen.
Während sich die Knirpse um den Kaffeetisch versammelten, drückte sie sich zwischen zwei Handtücher. Hier war es zwar heiß und sie bekam auch nichts von dem leckeren Obstkuchen ab, aber dafür war sie vor dem Pool sicher. Aus der Nähe wirkte der nämlich noch bedrohlicher als von oben. Wahrscheinlich reichte er aus um alle Stofftiere, die sie jemals getroffen hatte zusammen mit ihr zu ertränken. Lieber eng, heiß und unbequem als tot im Pool. 
Zindy hielt das für einen guten Plan.
Und lag damit voll daneben.
Denn wenn man sich schon in einem Handtuchstapel versteckt, sollte man darauf achten, daß man auch ganz bedeckt ist und nicht ein Teil noch zu sehen ist. Eventuell hätte Niklas sie nämlich tatsächlich vergessen, aber ein orangener Zottelfuß mit brauner Fußsohle zwischen weißen Handtüchern war eher schwer zu übersehen.
„Ganz schwacher Versuch, Schwesterchen“, bemerkte er zu Kisha. Er holte die ertappte Zindy aus ihrem Versteck und drückte sie Oma Charlotte in die Hand. „Pass du mal kurz auf sie auf, Oma. Ich muss noch etwas vorbereiten.“
Das Orang-Utan-Mädchen landete in Oma Charlottes Schoß. Von hier beobachtete es nervös, was Niklas weiter unternahm.
Der war inzwischen am Planschbecken. Mit Hilfe eines Federballschlägers zog er den schwimmenden Getränkehalter an den Beckenrand. Er nahm ihn heraus und legte ihn auf den Boden. Die Becher wurden ins Gras gestellt und die Oberfläche trocken gerieben. Danach drapierte er sein T-Shirt in der Mitte.
Zindy wurde etwas nervöser. Sie ahnte oder vielmehr sie befürchtete, was gleich geschehen würde. Und ihr fehlte jede Möglichkeit zur Flucht.
Salzstangen- und Getränkebecher kehrten in den Außenring zurück. Dann schickte sich Niklas an Zindy zu holen.
Die saß stocksteif da. „Bitte rettet mich jemand“, flehten ihre zwischen den restlichen Familienmitgliedern wild hin und her schweifenden Augen, doch keiner erkannte ihre Not.
„Hab keine Angst, kleiner Affe! Ich pass schon auf dich auf!“ Zindy wurde durch die Luft gehoben und auf dem T-Shirt platziert.
Kisha, die erst jetzt erkannte, daß ihr Bruder wirklich Ernst machen würde, sprang noch aus ihrem Gartenstuhl auf, aber es war schon zu spät.
Noch ehe sie das Planschbecken erreichte hatte ihr Bruder den Getränkehalter wieder ins Wasser gestellt und ein wenig vom Rand weggestoßen. Dann setzte er sich selbst ins knietiefe Nass und ließ den Reifen langsam durch den Pool gleiten.
Zindy wagte kaum zu atmen, geschweige denn sich zu bewegen aus Angst, die kleinste Veränderung konnte alles zum Kentern bringen.
Niklas sah das ganz anders. „Schau, Kisha! Es macht ihr Spaß. Siehst du nicht wie sie lacht?“
Das ist kein Lachen, wusste Zindy. Das ist ein Angstgrinsen. Sie konnte nur hoffen, daß Niklas bald die Lust verlor und das hier damit vorbei war.
Der jedoch hatte Gefallen daran gefunden und machte zum Unmut seiner Schwester und zum Kopfschütteln seiner Mutter keine Anstalten die Schifffahrt zu beenden.
Das Getränkehalterschwimmreifenboot glitt sanft schaukelnd übers Wasser und mit der Zeit entspannte sich Zindy ein klein wenig. Ein Schmetterling flatterte vorbei und Zindy war sich ganz sicher, daß das ihr Freund von neulich war.
Kisha hatte sich inzwischen zu ihnen in den Pool gesellt. Gemächlich ließen die beiden den Getränkehalter mit den zwei Saftbechern, den Salzstangen und einer sich an das sanfte Geschaukel langsam gewöhnende Zindy zwischen sich hin- und hertreiben.
„Nimm dir ruhig auch was, Zindy“, ermunterte Niklas den kleinen Stoffaffen und nahm sich selbst gleich ein halbes Dutzend Salzstangen.
Zindy hatte die langen dünnen Stecken zwar schon ein paar Mal gesehen, aber nicht mitbekommen, daß man sie essen konnte. Als keiner zu ihr hersah knabberte sie vorsichtig an einer. So ganz waren sie nicht ihr Geschmack. Da sie aber nicht unhöflich sein wollte biss sie noch einmal hinein. Dann machte sie sich auf Niklas T-Shirt eine gemütliche Kuhle und ließ ihre Nase von der Sonne kitzeln.

 

 



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