Zindy forever
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Zindy spukt an Halloween

 

 

Mögt ihr Halloween? Nun, die Familie Knirps mochte Halloween nicht nur. Sie zelebrierte es förmlich. Das fing an mit der Dekoration, ging über in die Kostümierung und gipfelte in immer neuen Ideen Besucher zu erschrecken.

Erste Vorboten auf dieses Ereignis waren jedes Jahr mehrere Dutzend Kürbisse im Vorgarten, die zunächst mehr nach Herbst als nach Halloween aussahen. Doch dann rückten Papa Daniel und Niklas mit Schnitzwerkzeug an um die größten mit Fratzen, Geistern und Fledermäusen zu versehen. Der eine oder andere bekam sogar ein Flackerlicht für die Abenddämmerung. In den anderen Häusern in der Siedlung wäre es damit getan gewesen. Hier war das erst der Anfang.
Kisha und Niklas schleppten immer weitere Spinnennetze, Skelette und Ketten an. Der große Gulaschtopf wurde zum Hexenkessel und Besen konnte man eh nie genug haben. Zu den Kürbissen vor der Haustür gesellten sich ein paar Plastikratten, zwei Meter weiter stieg ein Skelett aus dem Blumenbeet. Die Mülltonne war am Gartenzaun angekettet worden. Allerlei Getier wie Spinnen, Schlangen und Raben tummelten sich darauf. Das „Betreten verboten“-Warnschild daneben wies auch den unachtsamsten Besucher darauf hin: Hier war Gespenstergebiet.
Im Haus drinnen war es nicht besser. Ganz im Gegenteil, seit ihre Eltern den Geschwistern erlaubt hatten im Keller eine Halloweenparty zu veranstalten, war aus dem Hausflur ein Gruselgang geworden, der sich von der Haustür den Flur entlang bis in den Keller erstreckte. Sein Ende hatte er erst im größten Kellerraum. Hier, wo normalerweise Mama Kathrins Waschküche war, hatten die beiden mit erstaunlichen Eifer ein Gruselwohnzimmer eingerichtet um mit ein paar Freunden zu feiern. Hoch und heilig hatten sie dabei versprochen, daß zwei Tage später von dem ganzen Spuk nichts mehr zu sehen sein würde. Ein gewagtes Versprechen, denn zum Dekorieren hatten sie fast eine Woche gebraucht. Das Verwandeln von Flur, Kellertreppe und Waschküche war ihnen allerdings mehr als gelungen wie selbst Mama Kathrin neidlos anerkannte.
Als Zindy vor einer Woche die Treppe runtergeschielt und die ersten lebensgroßen Plastikskelette gesehen hatte, hatte sie sich ganz schnell wieder nach oben aufs Sofa verzogen.
„Stofftierregeln wiederholen“, hatte sie Gerome großspurig erklärt, „ist wichtiger als dieses Gruseldingsbums.“ Aber als er weggesehen hatte, hatte sie noch mehrere Male angespannt zur Tür geblickt, ob sie auch wirklich nichts verfolgt hatte.
Natürlich war gar nichts passiert und deshalb war sie von Tag zu Tag mutiger und frecher geworden. Den einen Tag war sie nur die Treppe bis in den ersten Stock runtergerutscht, am darauffolgenden schon bis ins Erdgeschoß, wo sie ihren angestammten Platz neben dem Telefon beziehen wollte. Wie gewöhnlich war sie dazu rückwärts gerutscht um mit ihrem Hintern am Knauf des Geländers zu stoppen.
Doch statt elegant hinunterzugleiten hatte sie sich auf halber Strecke in etwas verfangen. Einige hektische Arm- und Fußbewegungen, mit denen sie sich eigentlich hatte befreien wollen, hatten es nur schlimmer gemacht. Sie hatte sich dadurch noch mehr verwickelt und bestimmt zehn Minuten gebraucht um sich wieder zu befreien. Schwer schnaufend hatte sie sich auf die unterste Treppenstufe gesetzt und sich umgesehen.
Treppengeländer, Wände und auch ihr heißgeliebter Beobachtungsplatz waren mit künstlichen Spinnennetzen verhüllt worden. Direkt neben dem Telefon hatte jemand einen Schädel platziert, auf dem sich ein paar Gummispinnen tummelten. Von der Decke hingen weißgewandete Gespensterskelette und auch an Ketten und Fußfesseln mangelte es nicht.
„Alles halb so wild, Zindy“, hatte sie zu sich gesagt. „Das ist nur dumme Deko.“ Froh, daß niemand sie bemerkt hatte, hatte sie sich wieder auf den Weg nach oben gemacht.
„Und?“ hatte Gerome gespannt gefragt. „Wie sieht es aus?“
Der kleine Stoff-Orang-Utan hatte mit der Hand abgewinkt. „Für mich: Laaangweilig.“ Sie hatte übertrieben gegähnt. „Du allerdings hättest schon etwas Muffe.“
Danach hatte Zindy eigentlich nicht mehr nach unten gehen wollen bis dieses Halloween vorbei war. Als sie jedoch davon Wind bekommen hatte, daß es genau an diesem Tag Süßigkeiten und eine Party geben sollte, hatte sie es sich noch einmal anders überlegt.
Und jetzt war der 31. Oktober gekommen. Obwohl es erst fünf Uhr nachmittags war, war es draußen dunkel. Kisha und Niklas hatten sich bereits in die blutigen Vampirgeschwister verwandelt. Während Kisha im Keller letzte Vorbereitungen für die Party traf, wartete Niklas mit Oma Charlotte darauf, daß es an der Tür läutete. Oma Charlotte, die man heute nur mit „die böse Hexe des Westens“ ansprechen durfte, saß – das Gesicht grün geschminkt – im Flur. Schwarzer Hut, Hexenumhang und ein Strohbesen in der linken Hand rundeten ihr Kostüm perfekt ab. Neben ihr auf einem mit einem schwarzen Tuch bedeckten Hocker stand eine alte Holztruhe, die übervoll war mit kleinen Jutesäckchen. Die böse Hexe des Westens hatte diese in den letzten Tagen selbst genäht und liebevoll mit allerlei Bonbons, Schokoriegeln und selbstgebackenen Halloweenkeksen gefüllt.
Zindy hatte es sich heimlich im Umhang eines der Gespenster gemütlich gemacht und war neugierig, was nun weiter geschehen würde.
Niklas schaltete das Licht im Flur aus. Die noch brennenden Lampen im Treppenhaus sowie aus dem Esszimmer tauchten ihn dadurch ins Halbdunkel.
Andere konnte das bestimmt erschrecken, aber doch nicht Zindy. Schließlich waren das nur Oma Charlotte und Niklas.
Ein plötzliches lautes „Buh!“ sorgte dafür, daß sie beinahe aus ihrem Versteck fiel. Papa Daniel war leise aus dem Wohnzimmer herübergeschlichen um sich ihr Werk anzusehen und er hatte es sich dabei nicht nehmen lassen die beiden zu erschrecken.
Oma Charlotte und Niklas lachten nur, aber Zindy hielt sich vorsorglich an einem Gespensterarm fest. Nicht, daß sie Angst hatte. Nur für alle Fälle.
Und dann läutete es endlich an der Tür.
Oma Charlotte rückte ihren Hut gerade und nickte Niklas zu. Der öffnete langsam die Tür.
Draußen stand ein kleines Gespenst, ein etwas größeres Skelett und ein ganz kleiner Kürbis.
„Wer stört?“ krächzte die böse Hexe des Westens.
Vor Schreck vergaßen die drei fast ihren Spruch. „Was Süßes raus, sonst Spuk im Haus!“ brachten die zwei größeren schließlich heraus.
Niklas steckte ruckartig seinen Kopf hinter der Tür hervor und grinste breit, wobei seine spitzen Vampirzähne zu sehen waren. „Die Hexe ist euch geneigt.“ Mit einer einladenden Handbewegung winkte er sie zu Oma Charlotte.
Mit einem gestammelten „Danke!“ nahmen die Kinder schnell die Süßigkeiten entgegen und waren noch schneller wieder weg.
So ging es noch eine ganze Weile weiter, wobei auch die bei geschlossener Tür frechsten Stimmen erheblich kleinlauter wurden sobald diese aufging. Oma Charlotte und Niklas machten ihre Sache wirklich gut und nach ein paar Gruppen machte auch Zindy mit. Sie hüpfte im Schutz des Umhangs vom einen zum anderen Arm des Skeletts. Dadurch wackelte es richtig gruselig und ihr leise gehauchtes „Buh hu!“ machte es bestimmt noch furchtbarer.
Süßigkeitensäckchen um Süßigkeitensäckchen verschwand in den Beuteln und Taschen von Kobolden, Vampiren, Drachen und anderen Gestalten. Die Truhe der bösen Hexe des Westens wurde leerer und leerer und als Zindy schon befürchtete, daß für sie keines mehr übrig bleiben würde, kam noch eine letzte Hexengruppe und dann war der Spuk vorbei.
„Ob den Kindern meine Halloweenkekse schmecken?“ überlegte Oma Charlotte und schob den Hocker mit der Süßigkeitenschatztruhe beiseite, so daß wieder ein Durchkommen im Hausflur möglich war.
Niklas öffnete eines der Säckchen und stopfte sich gleich drei Kekse auf einmal in den Mund. „Wer deine Kekse nicht mag, Oma, der ist verrückt“, stellte er kauend fest. Dann drückte er ihr einen kleinen Gegenstand in die Hand. „Danke, daß du das machst.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und verschwand im Keller.
„Wehe, du hast meine Schminke verschmiert!“ rief sie ihm nach und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Auch sie nahm sich einen Keks und wartete geduldig.
Zindy, die nur zu gern so einen Keks haben wollte, fragte sich, worauf. Alle Kinder waren doch erschreckt worden.
Doch dann läutete es wieder. Dieses Mal öffnete Oma Charlotte die Tür. Draußen standen zwei ziemlich große Spukgestalten, eine Mumie und ein weiterer Vampir.
„Zur Gruft am Skelett vorbei die Stufen hinab“, wurden sie begrüßt. „Wenn ihr euch traut!“
„Danke, Frau Malm“, antwortete die Mumie und beide traten ein. An der Stimme erkannte Zindy, daß es Nina war. „Übrigens starkes Kostüm!“
„Wenn du meinst“, krächzte die böse Hexe des Westens und drückte auf den Gegenstand in ihrer Hand.
Urplötzlich waren Schreie zu hören. Lichter flackerten hier und da auf und Zindys Gespenst klapperte mit den Zähnen.
Nicht nur die Mumie und der Vampir wurden davon überrascht. Während die einen Satz rückwärts machten, fiel Zindy vor Schreck von ihrem Gespensterarm direkt vor Ninas Füße.
Die kicherte. „Hey Zindy! Wie kommst du denn hierher?“ Sie grinste den Vampir an. „Netter Versuch von Niklas.“ Sie hob Zindy auf und setzte sie in die Schatztruhe. „Hier ist es doch viel besser für dich.“ Sie beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte. „Es gibt Kekse.“ Dann verschwanden die beiden im Keller.
Es läutete noch viermal bis alle Gäste da waren und jedes Mal erschrak Zindy mit ihnen. Oma Charlotte bediente Niklas kleine Fernbedienung perfekt. So wusste Zindy nie genau, wann sich etwas bewegen würde. Mal drückte sie sofort, mal recht spät und mal gleich mehrfach. Ein zweistimmiges „Spitze, Oma!“ von unten entließ sie schließlich aus ihrem Dienst. Sie gab noch einmal ihr bestes Hexengekichere von sich, nahm sich selbst ein Süßigkeitensäckchen und zog sich in ihre Wohnung zurück.
Zindy in der Schatztruhe wägte ihre weiteren Möglichkeiten ab. Hoch zu Gerome? Party im Keller? Obwohl ihr letzteres nicht geheuer war, entschied sie sich dafür sich die Party wenigstens anzusehen.
Vorsichtig hangelte sie sich am Geländer in den Keller hinunter. Den Raum zu finden war nicht schwer. Man musste einfach nur dem Geräusch folgen. Sie linste um die Ecke und hatte das ganze Geschehen vor Augen.
Auch hier waren die Wände mit Skeletten und Spinnennetzen geschmückt. Vor einer wurde gerade eine Leinwand heruntergelassen, auf der bald ein Film zu sehen sein würde. Es gab ein Horrorbuffet mit Schnitzel in Fledermausform, Salat mit blutenden Wienerle und allerlei Gruselknabbereien. Die Gäste saßen oder lagen auf alten Matratzen, die mit Hilfe von Kissen und Decken in eine große Sitzlandschaft verwandelt worden waren. Zu Zindys Entsetzen waren die beiden Hunde der Familie Knirps mitten unter ihnen. Sonst für sie verboten lagen sie mal neben dem einen, mal neben dem anderen und ließen sich kraulen und ab und zu ein Stückchen Wurst zustecken.
Als ob der zu erwartende Horrorfilm nicht schon schlimm genug für den kleinen Stoff-Orang-Utan gewesen wäre. Jetzt auch noch die haarigen Monster!
Zindy tat das einzig Richtige. Sie verzog sich wieder nach oben. Gut, auf dem Weg dorthin nahm sie noch einen Fledermauskeks aus dem offenen Säckchen in der Schatztruhe. Den hatte sie sich nach der ganzen Gruselschreckerei auch redlich verdient.

 

 

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