Zindy forever
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Zindy hilft im Garten


 

Von Kishas Wohnzimmerfenster konnte man fast das gesamte Grundstück der Familie Knirps überblicken. Hier saß Zindy gerne wenn Kisha in der Arbeit war und sah in den Garten hinunter.
Ja, Zindy war ein Stofftier, ein Stoff-Orang-Utan um genau zu sein. Aber warum sollte sie deshalb nicht aus dem Fenster sehen? Sie konnte ja schließlich nicht tagein tagaus nur auf dem Sofakissen liegen und an die Decke starren. Und seit der Winter vorbei war gab es da unten auch immer wieder etwas zu sehen.
Zuerst hatte Papa Daniel die Frostschäden beseitigt. Ein junger Busch war über den Winter erfroren und im Zaunsockel war ein langer Riss entstanden. Er hatte den Busch ausgegraben und den Riss ausgebessert und wo er schon mal dabei war, hatte er gleich den ganzen Sockel neu gestrichen. Die Gartenmöbel waren nach und nach aus dem Schuppen geholt worden und an Ostern hatte der Grill seinen ersten großen Einsatz gehabt.
Nur wenige Tage später waren Mama Kathrin und Oma Charlotte ins nahegelegene Gartencenter gefahren um mit gut einem Dutzend Tomaten- und Gurkenpflanzen, Kürbissamen und verschiedenen Blumenstöcken zurückzukehren. Der Wetterbericht hatte grünes Licht gegeben und den Start für eine rege Geschäftigkeit gegeben.
Gemeinsam hatten die beiden Frauen die Blumenbeete umgegraben und die neuen Pflanzen liebevoll eingesetzt. Die Erdbeeren ein Beet weiter waren überprüft und gezupft worden und sie hatten zum Schutz für die empfindlichen Setzlinge Mama Kathrins mobiles Gewächshaus um die Tomaten- und Gurkenpflanzen aufgebaut. Jetzt da Niklas aus dem Alter heraus war, wo er auf dem Rasenstück vor den Beeten Fußball spielte und dabei regelmäßig ein paar der Pflanzen abschoss oder zertrampelte, waren beide voller Vorfreude auf eine bunte Blütenpracht sowie eine reiche Ernte.
Jeden Tag war daher auch mindestens eine von beiden im Garten unterwegs und wenn sie es schafften, nötigten sie auch die übrigen drei Familienmitglieder zur Gartenarbeit.
„Essen wollt ihr ja schließlich auch was“, trieben sie Kisha, Niklas und Papa Daniel an. „Eine halbe Stunde wird euch das schon wert sein.“ Sonderbarerweise dauerten diese dreißig Minuten dann immer zwei Stunden.
Zindy hatte das alles wohlwollend vom Fenster aus beobachtet. Sie fand es unheimlich spannend und aufregend wie aus nichts oder nicht viel eine Pflanze entstand, die erst grüne, dann gelbe und schließlich rote Früchte trug, die man auch noch essen konnte.
Zindy aß nämlich unheimlich gerne und für einen Stoffaffen auch recht viel. Deshalb hatte sie in letzter Zeit manchmal ein klein wenig ein schlechtes Gewissen gehabt, weil sie überall mitaß, aber so gar nichts dafür tat. Besonders jetzt da sie erkannte, wieviel Arbeit dahinter steckte. Vielleicht konnte sie heute etwas daran ändern.
Die Gelegenheit war günstig. Demnächst würde die ganze Familie Knirps einschließlich der haarigen Monster zu einem Ausflug aufbrechen. So würde sie sich ungestört im Garten bewegen können und von Kishas gekipptem Wohnzimmerfenster über die Regenrinne auf die Terrasse zu kommen war für sie eine ihrer leichtesten Übungen. Dazu musste sie nur einmal kurz ihr klitzekleines Bäuchlein einziehen um sich zwischen Fenster und Fensterrahmen hindurch zu zwängen. Der Rest war Formsache.
Gedacht, getan. Kaum hörte sie das Familienauto wegfahren, machte sie sich ans Werk. Bauch rein, fupp durch und schon saß sie außen auf dem Fensterbrett. Den Sprung hinüber zur Regenrinne schaffte sie ohne Anlauf und dann rutschte sie runter auf die Terrasse. Dort sah sie sich erst einmal um.
Von hier unten sah alles so anders aus. Viel größer. Direkt vor ihrer Nase stand der hölzerne Gartentisch mit den Stühlen, am Ende der Terrasse der Grill und nur ein paar Steinplatten entfernt befand sich der Geräteschuppen. Neben dessen Tür standen zwei gefüllte Gießkannen. Etwas weiter bei den Beeten entdeckte sie ein paar vergessene Gartengeräte, eine Schaufel, eine Hacke und eine Gartenschere.
Eigentlich wollte Zindy mit Blumengießen beginnen, doch wie schon neulich bei Kishas Zimmerpflanzen erwiesen sich auch hier die Gießkannen als viel zu schwer und mit einem Schöpflöffel brauchte sie bei der Größe des Gartens und der Menge an Pflanzen gar nicht erst anzufangen.
Dagegen konnte mit der Hacke den Boden auflockern etwas für sie sein. Die war um einiges kleiner und leichter und Hacken war laut Oma Charlotte etwas sehr wichtiges wegen irgendeines Luftwasserwurzel und Vitamin B, C und E Dings.
Zindy brauchte ein paar Versuche ehe sie die Gartenhacke so halten konnte, daß sie nicht gleich wieder damit umfiel. Zu ihrem Glück war die Erde bereits gestern von Oma Charlotte aufgelockert worden. So lösten sich auch bei ihr kleinere Erdbrocken. Bedauerlicherweise verfingen sich manche davon in ihrem Fell. Das ging nun gar nicht, fand sie. Gartenarbeit soll nicht nur Spaß machen. Man soll auch gut dabei aussehen. Also Schluss mit dem Hacken.
Sie wollte sich gerade die Erde aus dem Fell streichen, da bemerkte sie, daß sie wohl mitten in eine Ameisenstraße geraten war. Eine ganze Reihe der kleinen Krabbeltiere lief ihr nacheinander über den rechten Fuß und das kitzelte so schön. Kichernd hielt sie eine Weile still. Dann schüttelte sie sich, entledigte sich so sowohl den Erdbrocken als auch den letzten beiden Ameisen und war bereit für neue Aufgaben.
Ein Zitronenfalter flatterte an ihr vorbei. Er war wohl auf dem Weg zu den Blumenbeeten. Vergnügt hüpfte Zindy hinter ihm her, was diesen gar nicht zu stören schien. Im Gegenteil, als er auf einer besonders farbprächtigen Blume landete, durfte sie ihn sogar sanft streicheln. Sie roch an der einen und anderen Blüte und zupfte vertrocknete Blätter. Als sie auch noch einem auf dem Rücken liegenden Marienkäfer half wieder auf die Beine zu kommen, war sie mit ihrer bisherigen Arbeit sehr zufrieden. Sie überlegte kurz, ob sie eine kleine Pause einlegen sollte, entschied sich dann aber dafür erst noch die Tomaten und Erdbeeren zu kontrollieren.
Von den Tomatenpflanzen hatten sich alle prächtig entwickelt. Aus den am Anfang nur dreißig Zentimeter großen Pflanzen waren inzwischen über einen Meter große Exemplare geworden. Obwohl die Tomaten selbst noch sehr klein und grün waren, konnte man schon jetzt erkennen, daß es in zwei bis drei Wochen eine reichhaltige Ernte geben würde. Zindy nahm ihre Kontrolltätigkeit sehr ernst. So entging ihr auch nicht, daß bei ein paar Früchten die Haut etwas matt aussah. Dank eines alten Spüllumpens von Mama Kathrin konnte Zindy sie jedoch auf Hochglanz polieren.
Ganz anders stellte sich das Ganze etwas weiter bei den Erdbeeren dar. Hier waren die meisten Früchte schon abgeerntet und zu Marmelade, Eis und vor allem zu leckeren Kuchen verarbeitet worden. Nur ein paar Nachzügler hingen noch an den Stielen. Zum Verarbeiten waren das in Zindys Augen eindeutig zu wenig, zum Naschen hingegen gerade ausreichend.
Fröhlich summend hüpfte Zindy zwischen den Pflanzen hin und her um sich eine Erdbeere auszusuchen. Sie entschied sich für eine besonders schöne zartrote Frucht Sorgsam zupfte sie die Beere vom Stiel und legte sich mit ihr in den Schatten unter ein paar in voller Blüte stehende Löwenmäulchen. Über ihr waren Bienen eifrig damit beschäftigt von Blüte zu Blüte zu fliegen. Während Zindy genüsslich ihre Erdbeere verspeiste sah sie ihnen ohne Angst zu. Im Gegensatz zu den Menschen stellte sie für die Bienen keine Gefahr dar und musste deshalb deren Stachel auch nicht zu fürchten. Unermüdlich flogen die Bienen Blüte um Blüte an. An eine Pause schienen sie nicht zu denken.
Vielleicht sollte sie ja auch noch etwas arbeiten, aber es hieß schließlich fleißig wie eine Biene und nicht fleißig wie ein Affe. Und sie hatte auch allerhand geschafft. Hacken, zupfen, kontrollieren. Einen Marienkäfer retten nicht zu vergessen!
Glücklich schmatzend beendete Zindy ihre Mahlzeit und sah sich dabei im Garten um. Eigentlich war hier alles erledigt. Okay, Rasenmähen vielleicht noch, aber das war nun wirklich kein Job für sie. Außerdem gab es im Hause Knirps dafür neuerdings einen Mähroboter. Zindy hatte das unermüdliche Gerät schon öfters fahren sehen.
Witzigerweise setzte es sich auch jetzt in Bewegung. Als der Roboter bei ihr vorbeikam stieg sie einfach auf und drehte ein paar Runden durch den Garten. Von den Blumen zu den Tomaten, zur Terrasse, zum Schuppen, zu den Erdbeeren, bis zur Rückwand der Garage und wieder von vorne. Kurzzeitig leistete ihr sogar der Zitronenfalter Gesellschaft.
Auf der dritten Runde nahm sie unterwegs einen leeren Blumentopf mit. Fast eine halbe Runde schaffte sie es diesen auf dem Kopf zu balancieren.
Bald darauf hatte Zindy von dem Mähroboter genug. Obendrein war sie auch ein bisschen müde. Sie beschloss deshalb nach oben auf ihr Sofakissen zurückzukehren, nicht ohne sich noch eine Erdbeere mitzunehmen.
Nur ein paar letzte Erdbrocken, die sie im Fell ihrer Füße übersehen hatte und deshalb mit nach oben brachte, würden später ihren Ausflug verraten können. Aber die waren so winzig, daß Kisha sie nicht sah. 




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