Zindy forever
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Zindy backt Plätzchen

 

Kisha hatte heute Nina eingeladen. Doch nicht wie sonst um zu quatschen und sich dabei eine Serie anzusehen. Nein, Kisha wollte Plätzchen backen und Nina war die beste Bäckerin, die sie kannte.
Kishas eigene Versuche waren bisher eher bescheiden ausgefallen. Letztes Jahr hatte sie sich an Schokostangen versucht. Die hatten wirklich gut geschmeckt. Man hatte nur bei der äußeren Form beide Augen zudrücken müssen, denn sie hatten mehr wie Hundehaufen als wie Schokostangen ausgesehen. Ninas Plätzchen dagegen sahen immer wie Vorlagen für ein Backbuch aus. Und genau deshalb wollte sie jetzt auch von der Meisterin lernen.
Da standen sie jetzt also in Kishas kleiner Küche. Kisha in ihrer fast neuen Schürze und Nina in ihrer nicht mehr ganz so neuen Schürze, die Spuren vom vielen Backen aufwies, die auch durch Waschen nicht mehr zu beseitigen waren.
Auf dem Tisch standen die Zutaten bereit. Da gab es natürlich Butter, Zucker, Eier und Mehl. Daneben fand sich Salz, Puderzucker, Zimtpulver, Nussnougat, gemahlene Mandeln und einiges leckeres mehr. Aprikosen- und Erdbeerkonfitüre durfte ebenso wenig fehlen wie Backbleche, Plätzchendosen und diverse Ausstecher. Bei letzteren hatte Kisha alles zusammengetragen, was der Knirps-Malmsche Haushalt hergab, auch wenn Fledermäuse und Osterhasen aktuell nicht so ganz passten. Drei Rezepte hatten sich die beiden Mädchen aus Ninas Backbuch „Es weihnachtet sehr“ herausgesucht. Das erste war bereits aufgeschlagen.
„Meine Mutter hat uns noch ein paar Backbleche“, meinte Kisha zu Nina. „Falls nötig.“
Falls nötig? Sie wollten heute mindestens drei Rezepte ausprobieren und Kisha hatte zwei Stück. Da war jedes weitere Backblech willkommen.
Unter Gekichere und Gekleckere machten die beiden zwei Teige fertig und stellten sie zum Kühlen in den Kühlschrank. Im Anschluss wurde der Teig für das dritte Rezept gemischt und daraus Plätzchen für zwei Bleche ausgestochen. Das erste Blech verschwand für ein paar Minuten im Backofen. Dann kam es lecker duftend zum Abkühlen auf einen der Küchenstühle, da sonst nirgendwo mehr Platz war. Das zweite daneben musste noch kurz warten. Die Freundinnen selbst machten sich auf den Weg nach unten um die versprochenen Extrableche zu holen.
Das war die Gelegenheit für einen kleinen Stoff-Orang-Utan sich diese Backerei endlich einmal von ganz nahe anzusehen. Mit ihrem Beobachtungsposten neben dem Radio war sie zunächst sehr zufrieden gewesen. Allerdings nur so lange bis der erste Teiglöffel abgeschleckt werden musste. Denn davon hatte sie nichts abbekommen. Jetzt konnte sie das alles nachholen.
Mit einem sportlichen Sprung landete Zindy am Rand des Tisches direkt auf Ninas großem Nudelholz, das sich durch Zindys Landung angestoßen quer über den Tisch in Bewegung setzte. Das arme Orang-Utan-Mädchen war darauf so gar nicht vorbereitet und kämpfte nun vergeblich damit ihr Gleichgewicht zu halten. Ihr überhastetes Gehopse machte die Rolle allerdings nur noch schneller. Sie geriet immer mehr in Rücklage und fiel schließlich rücklings auf den Tisch mitten zwischen Mehl und Teigresten. Ein letzter Fußtritt schoss derweil das Nudelholz vom Tisch.
Zindy rappelte sich schnell hoch. Sie wusste, daß ihr nicht viel Zeit blieb bis Kisha und Nina zurückkehren würden. Deshalb klopfte sie sich nur halbherzig das Mehl vom Po und tapste weiter. Sie hatte doch noch so viel zu erledigen.
Sie musste den ganzen Weg über den Tisch zurück, denn dort auf der anderen Seite stand mit den Küchenstühlen ihr nächstes Ziel. Das sie dabei eine Fußabdruckspur quer über den Tisch hinterließ fiel auf den Teigbröseln glücklicherweise nicht sonderlich auf.
Zuerst besuchte sie den Stuhl mit den ausgestochenen, aber noch nicht gebackenen Plätzchen. Akkurat geformte Teigsterne in der Größe ihrer Fußsohle warteten darauf in den Ofen geschoben zu werden. Zindy beugte sich mit der Nase über einen der Sterne und schnupperte. Sie roch irgendwas, das sie nicht kannte. Zimt hatte Nina es genannt. Sie beschloss noch ein Näschen voll zu riechen, landete aber dabei mit der Nasenspitze im Teig. Erschrocken sah sie sich das Plätzchen an. Nein, man sah nichts. Der Teig von der Nasenspitze verschwand im Mund und weiter ging es zum anderen Blech.
Hier waren die Plätzchen bereits fertig gebacken. Zindy fand, daß sie mindestens zweiundzwanzig drei einundzwanzig Mal so gut dufteten wie die nicht gebackenen und ihre Form war perfekt. Kisha und Nina waren wirklich kleine Meisterwerke gelungen, denn ein Zimtstern war so schön wie der andere. Zindy, die unbedingt einen versuchen wollte, lief die Reihen auf und ab ohne einen zu finden, bei dem vielleicht eine Spitze ein wenig abgebrochen war. Schließlich fand sie doch noch einen, der – wenn man den Kopf schräg hielt – ganz leicht beschädigt wirkte. Wenn sie in den hineinbiss fiel das bestimmt keinem auf. Sie schielte nach rechts und nach links und biss dann zu.
Glücklich kauend betrachtete sie den Zimtstern. Jetzt brauchte man den Kopf nicht mehr schräg zu halten um die beschädigte Spitze zu erkennen. Da es nun eh egal war, biss sie gleich nochmals in das leckere Gebäck.
Dann war es an der Zeit auf den Tisch zurückzukehren. Der kleine Stoff-Orang-Utan wollte nämlich wissen, was als nächstes dran kommen wird. Also wieder hoch und einmal quer über den Tisch zum Backbuch.
Eine der beiden hatte wohl schon umgeblättert, denn auf dem Bild waren kleine Monde zu sehen. Zindy fand sie auch sehr schön. Dann gab es noch eine Markierung ein paar Seiten weiter. „Blumen mit Marmelade in der Mitte“ taufte Zindy uninteressiert das Rezept und blätterte lieber wieder zwei Seiten zurück, denn da hatte sie die schönsten Plätzchen entdeckt, die sie je gesehen hatte.  Und dabei kannte sie Oma Charlottes Bananenplätzchen.
Fasziniert starrte Zindy auf die Seite. Auf der waren kleine braune Elchköpfe abgebildet. Augen und Ohren waren mit glänzendem Nougat überzogen. Die wollte sie haben. Und bestimmt konnte man auch andere Motive machen. Sie hüpfte zu der großen Dose mit den Ausstechern und begann darin zu wühlen.
Tannenbaum - langweilig. Schneeflocke – ganz nett. Herz – megalangweilig. So ging es noch eine Weile und dann fand sie ihn und er sah fast wie ihrer aus. Sie zog den Ausstecher heraus und hielt ihn an sich herab. Der Ausstecher in Form eines Fußes und ihr eigener Fuß waren Zwillinge.
Plötzliches Geklapper von der Wohnungstür ließ sie aufhorchen. Kisha und Nina kamen mit den weiteren Backblechen zurück. Für eine Flucht war es bereits zu spät. Also tat sie das einzig Mögliche. Sie ließ sich mitsamt der Ausstechform auf das Backbuch fallen und das keine Sekunde zu früh.
„Was ist denn hier passiert?“ Erstaunt sahen sich Kisha und Nina an. Eine Zindy mit Mehlspuren lag auf dem Tisch, dafür das Nudelholz auf dem Boden.
Nina befreite Zindys Fell von Mehl und Teigbröseln. „Wahrscheinlich ist sie von dort oben abgestürzt und hat dabei das Nudelholz vom Tisch gekickt.“ Sie zeigte auf das Regalbrett mit dem Radio. „Vielleicht hättest du sie mehr nach hinten setzen sollen.“
„Ich? Schon klar.“ Kisha zwinkerte Nina an. „Oder dieser Affe führt ein Eigenleben.“ Sie wandte sich dem Backbuch zu und war erstaunt. Wie? Jetzt nicht weiter mit Vanillekipferln? Stattdessen Nougat-Elche? Nina hätte ruhig sagen können, daß sie noch eine vierte Sorte machen würden. Aber die sahen wirklich lecker aus und so konnten sie wenigstens den neuen Elch-Ausstecher testen.
Nina setzte Zindy aufs Fensterbrett. „Hier kann sie eh alles besser sehen.“ Sie warf ihrerseits einen Blick ins Backbuch. Wie? Jetzt nicht weiter mit Vanillekipferln? Stattdessen Nougat-Elche? Kisha hätte ruhig sagen können, daß sie noch eine vierte Sorte machen würden. Aber die sahen wirklich lecker aus und so konnten sie wenigstens den neuen Elch-Ausstecher testen.
Schnell war auch dieser Teig gemacht und nach einer kurzen Abkühlphase auf dem Küchentisch ausgerollt worden. In der Zwischenzeit hatten die beiden Mädchen Vanillekipferl geformt und Spitzbuben ausgestochen. Während Nina ein um das andere Blech in den Ofen schob, begann Kisha mit dem Ausstechen der Elchköpfe.
„Gibt es noch irgendwo Aprikosenkonfitüre?“ fragte Nina, die gebackene Spitzbuben bestrich.
„Bei Mama bestimmt.“ Kisha war schon auf dem Weg. „Bin gleich wieder da.“
Nina behalf sich derweil erst einmal mit der Erdbeerkonfitüre. Zindy den Rücken zugewandt arbeitete sie fleißig an der Küchenarbeitsplatte neben dem Backofen.
Gut für Zindy! Die war schon etwas nervös geworden, daß der coole Fuß-Ausstecher nicht zum Einsatz kommen würde. Noch ein vorsichtiger Blick zu Nina. Doch die war voll und ganz mit den Spitzbuben beschäftigt. Und so war Zindy keine zwei Sekunden später dabei kleine Füße auszustechen. Erst einen. Dann schaute sie zu Nina und zur Tür. Dann einen zweiten. Wieder schauen. Fünf Stück schaffte sie so. Dann hörte sie Kisha zurückkommen und auch Nina drehte sich bereits um. Zindys schnellste Möglichkeit zum Verstecken war ein Sprung runter auf einen der Stühle und so landete sie mitten in den Zimtsternen.
Kisha gab Nina ein Glas mit Konfitüre und wandte sich dann wieder ihrem Teig zu.
Füße zwischen ihren Elchen? Sie drehte sich zu Nina, die an der Arbeitsplatte summend so tat als ob sie das Ganze nichts anging. Nur zu, dachte Kisha. Das kann ich auch. Und so stach sie neben weiteren Elchköpfen und Füßen auch Schneemänner, Herzen und Schaukelpferde aus.
„Kreativ“, meinte Nina als sie ein wenig später das erste Blech Nougat-Allerlei in den Ofen schob. kann
Kisha zuckte mit den Schultern. „Kreativ? Wer hat denn angefangen?“ Sie wollte sich einen Zimtstern nehmen. „Zindy?“ Sie hob den kleinen Stoff-Orang-Utan hoch.
Zindy fühlte sich ertappt und war froh, daß sie nicht rot werden konnte.
„Wo kommt die schon wieder her?“ fragte sie Nina.
„Keine Ahnung“, meinte die. „Wahrscheinlich hat sie sich nach dem Ausstechen einfach in die Zimtsterne gesetzt.“
Beide kicherten und Zindy grinste verlegen. Zu ihrem Glück wussten Kisha und Nina nicht, wie nahe sie der Wahrheit gekommen waren. So aber kam Zindy wieder hoch neben das Radio und dann legten die Freundinnen letzte Hand an die Plätzchen. An den Nougat-Elchen fehlte die Schokoladenverzierung und den Vanillekipferl der Puderzucker. Irgendwann war aber auch das letzte Nougat-Schneemann-Elch-Fuß-Herz-Schaukelpferd-Plätzchen fertig, wobei Zindy die lackierten Zehennägel am besten gefielen.
Die Küche glich zwar einem Schlachtfeld, aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Vier Sorten Plätzchen dufteten und funkelten um die Wette. Der Großteil davon verschwand bis zum 1. Advent in Dosen. Aber einen Teller zum Probieren gab es natürlich jetzt schon. Der kam zusammen mit Zindy ins Wohnzimmer, er auf den Tisch und sie auf ihr Kissen neben Gerome.
„Aber nicht alle auf einmal naschen!“ wurde ihnen aufgetragen. „Wir wollen auch noch ein paar haben.“
Während in der Küche die Aufräumarbeiten in vollem Gange waren, erklärte Zindy Gerome ausführlich die verschiedenen Plätzchensorten.
Der war sehr beeindruckt. Er sah sich den Teller lange an ehe er sich entschied.
„Können wir den da probieren?“ Gerome deutete auf einen Nougat-Fuß.
Da war Zindy besonders stolz, denn den hatte ja schließlich sie gemacht. 


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