Zindy forever
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Zindy und der geheime Raum

 

 

Heute herrschte reges Treiben in Zindys näherer Umgebung. Nah genug, daß sie fast alles hörte, aber weit genug, daß sie fast nichts davon sehen konnte.  Denn dummerweise herrschte das Treiben vor bzw. gegenüber der Tür zu Kishas kleiner Dachgeschoßwohnung. Erst verschwanden Kisha und Nina darin und kehrten mit einem Koffer zurück. Dann schleppte Mama Kathrin allerlei Dekorationen hinein und andere wieder heraus und schließlich kam Niklas mit einer Schachtel voller Spielzeugautos und dem Kommentar „Ich wusste, daß ich sie nicht weggeworfen hatte!“ aus dem Raum heraus.

 Zindy war es ein absolutes Rätsel, wie ihr dieser Raum bisher hatte entgehen können. Direkt vor ihrer Nase und trotzdem verborgen. Und während Kisha und Nina mit dem Entstauben des Koffers beschäftigt waren, linste Zindy durch das Schlüsselloch hinüber zu der Tür, die sie bisher schlichtweg übersehen hatte. Als dann sogar noch Papa Daniel mit Oma Charlottes altem Schaukelstuhl die Treppe hochkam um unten im Wohnzimmer Platz für den neuen Fernsehsessel zu schaffen, reichte es dem kleinen Stoff-Orang-Utan endgültig.Dort drüben gab es einen geheimen Raum mit Möbeln, Schachteln, Kartons, Koffern und wahrscheinlich noch vielem, vielem mehr. Und sie hatte ihn noch nicht gesehen!
Ein Raum voll mit Geschichten und Abenteuern, den die Knirpse hinter dem banalen Namen „Dachboden“ verbargen. Aber nicht mit ihr! Sie würde in den nächsten Tagen eine Gelegenheit finden, das zu ändern.Von da an lag Zindy auf der Lauer. Dummerweise musste aber die ganze nächste Woche niemand in den Raum. Einmal ließ Kisha zwar die Wohnungstür eine Weile auf um von ihrer Mutter etwas zu holen und das Stoff-Orang-Utan-Mädchen konnte vom Türgriff hängend sogar kurz durch das Schlüsselloch der Dachbodentür blicken. Drinnen war es aber so dunkel, daß sie nicht wirklich etwas erkennen konnte und dann kam Kisha auch schon wieder zurück.
Der Zufall kam ihr erst drei weitere Tage später zu Hilfe. Gerome döste auf dem Sofa, Kisha war zur Arbeit und Zindy hatte nach einem reichhaltigen Fruchtsalatfrühstück eigentlich nichts Wichtiges zu erledigen. Ihre Sachen könnten mal wieder sortiert werden, aber dazu hatte sie gerade keine Lust.
So beschloss sie ins Bad zu hüpfen und vor dem Spiegel Grimassen schneiden zu üben. Große Fratze. Kicherface. Der unheimliche Orang-Utan. Sie war mittendrin als ihr wieder einfiel, daß Kisha beim Gehen versäumt hatte, die Tür zu ihrer kleinen Dachgeschoßwohnung ganz ins Schloss zu ziehen. Wie so oft hatte sie es eilig gehabt und da kam es ab und an schon einmal vor, daß die Tür offen blieb.
Zindy fand, daß sie genug vor dem Spiegel rumgehangen hatte. Vielleicht war eine Runde Treppengeländer rutschen jetzt genau das richtige für sie. Mit viel Glück kam sogar Gerome hinzu, wenn sie nur laut genug jauchzte.
Sie war schon fast an der Wohnungstür als sie jemanden hochkommen hörte.
Kishas Bruder Niklas kam mit einem Kumpel die Treppe herauf. Die beiden verschwanden kurz im Dachboden und schleppten zwei Schlafsäcke heraus.
„Die hätte ich fast vergessen“, grinste Niklas. „Jetzt aber los! Die anderen warten schon.“ Keine Minute später hörte Zindy unten die Haustüre zufallen und dann war es still.
Der kleine Stoff-Orang-Utan verharrte noch etwas regungslos. Dann lugte sie an Kishas Wohnungstür vorbei nach draußen und sah den Lichtstrahl auf der anderen Seite. Die Jungs hatten vor lauter Hektik vergessen, die gegenüberliegende Tür zu schließen. Niklas war eben ohne Zweifel Kishas Bruder.
Zindy jubelte innerlich. Treppengeländer rutschen konnte warten. Das hier war ihre Chance. Geheimer Raum – ich komme!
Drei Hüpfer benötigte sie bis zur Türschwelle. Dort verharrte sie erst einmal und spähte durch den Spalt in den Raum. Er war lang, dämmrig und vollgestopft. Staub hing in der Luft und ließ Zindy erst einmal niesen, aber schnell gewöhnten sich Nase und Augen daran. So setzte sie vorsichtig einen ersten Fuß hinein und war sogleich verzückt. Das war kein Dachboden. Das war eine Schatzkammer.
Ein einzelnes kleines Fenster sorgte für ein wenig Licht in den Raum, aber der kleine Stoff-Orang-Utan wusste inzwischen längst, was ein Lichtschalter war und wie der einfache Klappmechanismus zu bedienen war. Sie rutschte einfach mit dem Po daran herunter und schon sprang der Schalter um und zwei eher schwache Glühbirnen spendeten genug Licht, damit sie den Dachboden erobern konnte.
Regalreihen zogen sich über beide Längsseiten des Raumes, vollgestopft mit diesem und jenem und anderem. Als Zindy alles näher untersuchte, kam sie aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Hier also versteckte sich die Weihnachtsdekoration den Sommer über. Zindy schritt eine lange Reihe von Schneemännern, Christbaumkugeln und Krippenfiguren ab. Sie fand Plätzchenausstecher und Deko-Schlitten und hätte sich fast in einer Lichterkette verheddert, die Papa Daniel wie jedes Jahr beim Abhängen einfach in ein großen Knäuel verwandelt hatte, obwohl er sich jedes Jahr aufs Neue vornahm sie ordentlich aufzurollen um es Anfang Dezember leichter zu haben.
Auch die Gruselausstattung hatte hier einen Platz bekommen. Spinnen und Kürbisse gab es. Die große Süßigkeitenschatztruhe war vollgestopft mit Spinnennetzen und Schminkfarben. Skeletten und anderen Gespensterfiguren standen in schützende Stoffe gehüllt daneben. Zindy fand das nur richtig. Nicht wegen ihr. Aber es genügte völlig, wenn sie Gerome einmal im Jahr erschreckten.
Manches weitere war in Boxen eingepackt, die Zindy nicht aufbekam. Deren Inhalt würde also weiterhin ein Geheimnis bleiben. Manches aber ließ sich leicht öffnen, auch wenn Zindy es hinterher nicht mehr vernünftig zubekam. So entdeckte sie einen Karton mit T-Shirts. Alle waren bedruckt mit dem coolen Sänger, den sie neulich bei Oma Charlottes Bügelparty kennengelernt hatte. Sie fand Spielsachen, für die Kisha und Niklas inzwischen längst zu groß geworden waren, Bettwäsche, Winterjacken, noch mehr Deko und nochmals mehr Deko.
Und dann stieß sie unter einer alten Decke auf ein Fotoalbum. Es war trotz der Abdeckung ein bisschen eingestaubt und so schwer, dass Zindy es fast nicht aufschlagen konnte. Einmal aufgeschlagen blätterte sich der kleine Stoff-Orang-Utan dann mit viel Vergnügen durch die Seiten mit den vielen bunten Bildern und erfuhr dabei so einiges Neues vor allem über Mama Kathrin und Papa Daniel.
Mama Kathrin sah darin zum Beispiel immer anders aus. Mal hatte sie lange Haare, mal waren sie kurz und mal hatte sie sogar Locken. Sie waren blond oder schwarz und einmal sogar rot gefärbt. Papa Daniel dagegen hatte immer die gleiche Frisur.
Etwas erstaunt war Zindy allerdings als sie feststellte, daß Papa Daniel schon ganz viele unterschiedliche Berufe ausgeübt hatte. Er war schon Pilot, Polizist und Feuerwehrmann gewesen, Bäcker und Gärtner, Eishockeyspieler und Schornsteinfeger. Ja, sogar Pirat war er schon gewesen.
Und dann kamen Babybilder. Erst als das Baby etwas größer wurde erkannte Zindy Kisha in ihm.
Das Baby wurde zum Kind, dann kam ein neues Baby und immer wieder auch Oma Charlotte, am Anfang sogar noch mit dem Mann, den Zindy schon unten bei ihr auf einem der Fotos auf dem kleinen Tischchen gesehen hatte.
Das kleine Orang-Utan-Mädchen vertiefte sich immer weiter in das Album. Sie blätterte und blätterte. Offensichtlich hatte sie hier die geheime Familiengeschichte der Knirpse entdeckt.
Als Zindy schließlich auf der letzten Seite angekommen war, war sie erschöpft, aber begeistert. Viele tolle Fotos hatte sie gesehen. Sie wusste noch nicht wie sie das hinbekommen sollte, aber so etwas brauchte sie auch von sich und Gerome.

 

 

 

Lies bald weiter: "Zindy und der Fernseher"