Zindy forever
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Zindy auf dem Weihnachtsmarkt


 

Kisha liebte Weihnachten und alles, was dazu gehörte. Sie buk mit Oma Charlotte Unmengen von Plätzchen und sie schmückte mit ihrer Mutter das Haus. Sie half ihrem Vater bei der Weihnachtsbeleuchtung und machte mit ihrem Bruder Schneeengel in den verschneiten Rasen, obwohl sie dafür laut Mama Kathrin eigentlich schon beide viel zu alt waren. Ihr eigenes kleines Wohnzimmer glich einem Weihnachtswunderland mit Dutzenden von Rentieren, Schneemännern und Weihnachtswichteln, Strohsternen, kleinen Kugeln und Zuckerstangen auf Tannenzweigen, einem Adventskalender auf der Kommode und einem Adventskranz auf dem Tisch und einer stets gut gefüllten Plätzchendose daneben.
Und natürlich ging sie auch gerne auf einen der vielen Weihnachtsmärkte in ihrer Umgebung.
Es schneite leicht als sich Kisha an diesem Dezembertag mit ihrer besten Freundin Nina am Eingang des örtlichen Weihnachtsmarktes traf.
„Hey, du hast ja Zindy dabei“, begrüßte Nina sie. „Wenn ich das gewusst hätte, hättest du mein Schaf auch mitbringen können.“
Kisha warf einen verwunderten Blick auf ihren Rucksack. Tatsächlich lugte der kleine Stoff-Orang-Utan fröhlich aus einer der Seitentaschen heraus. Sie konnte sich gar nicht daran erinnern, Zindy da hineingesetzt zu haben, geschweige denn ihr auch noch ihren Stoffschal umgebunden zu haben.
Aber nun war sie schon mal da. „Pass auf, daß du nicht nass wirst“, flüsterte sie Zindy zu und setzte ihren Rucksack wieder auf. Dann betraten die Freundinnen den Weihnachtsmarkt.
Zindy zog sich ihren Schal noch etwas enger um den Hals und ihren Kopf noch etwas weiter in die schützende Seitentasche des Rucksacks, gerade weit genug um noch eonen guten Blick auf das Geschehen um sie herum werfen zu können.

 Bereits nach einer Minute verstand sie, warum Kisha und Nina so gerne auf einen Weihnachtsmarkt gingen. Das hier war eine duftend-leuchtende Glitzerwelt, in der es neunzig sieben fünfundvierzig Dinge zu sehen gab und Zindy hätte gar nicht gewusst, wo sie zuerst hinsehen sollte, wenn ihr die Freundinnen diese Entscheidung nicht einfach abgenommen hätten. Die hatten nämlich einen Plan, was sie alles anschauen wollten. Da das praktischerweise fast alles war und sie auch immer wieder stehen blieben, hatte Zindy genügend Zeit alles ausgiebig zu bestaunen.
Und was es nicht alles gab. Hier konnte man so gut wie alles, was zu Weihnachten gehörte, und darüber hinaus noch einigen anderen Kram einkaufen. Da waren Stände mit Spielzeug, Büchern, Schmuck und verschiedensten Gegenständen aus Holz, in die man seinen Namen eingravieren lassen konnte. Kerzen, Dufte und Öle wurden neben den Häuschen einer ganzen Weihnachtsstadt angeboten. Handschuhe, Schals, Wolle und Hausschuhe erstrahlten im Licht der daneben aufgebauten Weihnachtsketten. Bei den Krippenfiguren reichte die Auswahl von klassisch schlicht bis zu übertrieben schrill und bei den riesigen, aufblasbaren Außenfiguren ging es von leicht kitschig bis zu schrecklich kitschig. In einer Bude bot eine Jugendgruppe selbstgebastelte Sterne und Engel aus Stroh an und auch zwei Holzhütten mit den Glitzerkugeln, die immer am knirpsschen Weihnachtsbaum hingen, sowie unzähligen Anhängern, Spitzen und Lametta fehlte nicht.
Zindy sah mit offenem Mund hin und her um auch bestimmt nichts zu verpassen. Schließlich hatte sie Gerome versprochen ihm alles, aber auch wirklich alles zu erzählen. Und so einen Auftrag nahm Zindy sehr genau.
Die Mädchen kauften hier eine Kleinigkeit für Oma Charlotte und da etwas für Mama Kathrin und sie fanden auch etwas für Niklas und Papa Daniel. Kishas Rucksack wurde voller und voller und Zindy war froh, daß sie in einer Seitentasche steckte.
Der Schneefall hatte den ganzen Weihnachtsmarkt inzwischen weiß gepudert. Zuerst stärker, war er schwächer und schwächer geworden und hatte nun ganz aufgehört. Kisha und Nina beschlossen eine kleine Pause einzulegen um etwas zu essen. Eine Feuerwurst sollte es werden, dazu Waffeln und ein Heißgetränk. Während Nina die Sachen holen ging, sicherte Kisha ihnen einen der Stehtische und bewachte dabei ihre Einkäufe.
Auf dem Markt war es dunkler und auch deutlich voller geworden. Dadurch wirkte die Beleuchtung der vielen Buden noch beeindruckender.
Zindy linste daher etwas weiter aus ihrer Tasche. Ihre Augen strahlten dabei mit den Lichtern um die Wette. Sie drehte und wendete ihren Kopf bis es ihr ein wenig schwindelig wurde. Trotzdem hatte sie das Gefühl nicht wirklich alles sehen zu können. Vor allem die himmlischen Düfte, die ihre Nase erreichten, interessierten sie. Wie sah wohl das dazugehörende Gebäck aus?
In den Gängen hatte sie sich nicht aus dem Rucksack getraut. Dazu hatte dort zu viel Gedränge geherrscht und sie hatte Angst gehabt Kisha und Nina zu verlieren. Erst jetzt, da die beiden Freundinnen wohl etwas länger stehen bleiben würden, wagte sie sich heraus. Die Essensgerüche waren aber auch einfach zu verlockend.
Nina kehrte mit Ludwig und einem Freund im Schlepptau voll beladen vom Getränkestand zurück. Gleich war ein lustiges Gespräch im Gange. Der Stehtisch zwischen den Jugendlichen war mit den Getränken, den Waffeln, Feuerwürsten, Lebkuchen und Schupfnudeln gut gefüllt und jeder bediente sich überall. Für Zindy war das wie ein Startsignal. Das verschaffte ihr gewiss mindestens eine halbe Stunde Zeit.
Der kleine Stoff-Orang-Utan schwang sich auf die nächste Bude und duckte sich dort hinter die Lichterkette. Perfekt geschützt vor neugierigen Blicken betrachtete sie erst einmal den Markt von oben.
Wie das glitzerte und funkelte, wie das leuchtete und strahlte. Bude reihte sich an Bude und in der Mitte des Platzes stand gar der größte Weihnachtsbaum, den Zindy je gesehen hatte. Den musste sie unbedingt aus der Nähe sehen.
Sie beschloss das praktische Netz der Lichterketten, das den ganzen Markt umspannte, zu nutzen. So kam sie schnell voran und musste auch nicht Angst haben zerdrückt oder getreten zu werden. Und vielleicht traf sie ja auch ein anderes Stofftier, das die gleiche Idee gehabt hatte. Doch anscheinend war sie mal wieder das einzige Stofftier, das sich so etwas traute, denn die Lichterketten waren bis auf einen einsamen Spatz leer.
Der Weg zum Weihnachtsbaum war nicht wirklich weit, aber weit genug um drei kurze Essensstopps einzulegen. Zindy genehmigte sich ein Stück von einer Zimtwaffel, etwas Schokobanane und eine gebrannte Mandel. An der lutschte sie selig während sie auf der leicht schwingenden Lichterkette saß und den riesigen Baum bestaunte. Unzählige Kugeln, Kerzen und Sterne schmückten ihn und unten an seinem Stamm saß ein Christkind auf einem Berg von Geschenken. Zindy hätte gerne erfahren, ob auch eines für sie dabei war, aber zu fragen traute sie sich dann doch nicht. Als sie mit ihrer Mandel und dem Bestaunen fast fertig war, hörte sie plötzlich einen ihr vertrauten Laut.
„Mäh, mäh“, erklang es von nicht allzu weit entfernt.
Zindy sah sich um.  Bude, Bude, Karussell, Bude, Kisha, Bude, Baum Stall. Stall? Hier gab es einen Stall?
Der kleine Stoff-Orang-Utan war nur ganz kurz verwundert. Klar, da war doch noch die Sache mit der Krippe. Darüber wusste sie Bescheid. Schließlich stand unter dem knirpsschen Weihnachtsbaum auch eine Krippe und Oma Charlotte las am Heiligen Abend vor dem Essen immer die Weihnachtsgeschichte vor.
Auch hier auf dem Markt gab es also eine Krippe, nur daß die Figuren lebensgroß waren. Maria, Josef und das Kind, dazu ein paar Hirten, Ochse und Esel und Schafe. Letztere waren im Vergleich zu allen anderen Figuren lebendig.
Zindy sah sich nach Kisha und Nina um, die immer noch lebhaft mit den Jungs quatschten. Das gab ihr die Chance der Krippe einen Besuch abzustatten. Sie legte die ordentlich abgelutschte Mandel auf einen Pfosten und schwang zu dem Stall hinüber. Der letzte Schwung brachte sie direkt auf den Rücken eines der Schafe.
Das machte einen erschrockenen Satz nach vorne.  Zindy packte schnell ein Fellbüschel um nicht herunterzufallen. Das Stoff-Orang-Utan-Mädchen hüpfte mit ihrem Hintern dreimal auf und ab, schaffte es aber das Gleichgewicht zu halten und so nicht nach unten ins Stroh zu fallen und damit zwischen die gefährlich trippelnden Schafbeine zu geraten. Sie hoffte nur, daß das jetzt niemand gesehen hatte. Schließlich standen einige Familien am Zaun vor der Krippe.
Die meisten bewunderten glücklicherweise das Kind in der Krippe und hatten keinen Blick für ein paar langweilige Schafe. Allerdings entdeckte Zindy unter ihnen auch wieder ihn. Der ziemlich dumm dreinblickende Junge starrte natürlich nicht auf das Kind, sondern auf einen Stoffaffen auf einem Schaf.
„Ich sage jetzt nichts, aber ich sehe dich“, flüsterte er fast unhörbar. „Sonst streicht meine Mama meinen Wunschzettel zusammen.“
Zindy verstand ihn aber trotzdem. Sie duckte sich tiefer in das Fell und freundlicherweise setzte sich das Schaf in Bewegung.
Es trottete in den hinteren Bereich und begann den Ochsen zu umrunden. Das gab Zindy die Gelegenheit von dem Schaf herunter zu schlüpfen. Sie kroch zwischen die Vorderbeine des Ochsen und beobachtete von dort den Jungen.
Als das Schaf hinter dem Ochsen wieder zum Vorschein kam, suchte er sie zuerst auf dem Schaf und dann überall in der Krippe, konnte sie aber nicht mehr finden. Bald darauf zog ihn seine Mutter weiter.
Zindy atmete erleichtert tief durch. Das war gerade noch einmal gut gegangen. Dass dieser Junge aber auch ständig auftauchen musste. Sie nahm sich vor künftig ein ganz klein wenig vorsichtiger zu sein. Jetzt war es jedoch Zeit für den Rückweg.
Sie wollte gerade losschwingen, da entdeckte sie auf dem Boden einen kleinen Strohstern. Er musste sich in die Krippe verirrt haben. Wenn er hier bleiben würde, würden ihn die Schafe bestimmt kaputt treten.
Gerome aber würde sich gewiss über ihn freuen. Stroh und Heu mochte er schließlich am liebsten. Sie packte den Stern und band ihn mit den Enden ihres Schals fest. Dann schwang sie eilig zurück zu dem Tisch und machte es sich mit einem Stückchen Christstollen in der Seitentasche von Kishas Rucksack bequem. 

 

 


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