Zindy forever
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Zindy macht Sport

 

Zindy lag auf dem Sofa und beobachtete wie Kisha ihre Sporttasche packte. Normalerweise kam die nur zum Einsatz, wenn Kisha drei- bis viermal im Jahr ins Schwimmbad ging oder wenn sie übers Wochenende verreiste. Doch heute hatte sie sich mit ihrer besten Freundin Nina quasi zum Sport verabredet. In einem der Fitnessstudios der Stadt war heute „Tag der offenen Tür“ und sie hatten entschieden sich das einmal anzusehen.
Bis gestern Abend hatte Zindy dieses Thema so gar nicht interessiert. Doch beim gemütlichen Fernsehen hatte sie an sich herabgesehen und etwas entdeckt, daß zwei Stunden vorher ganz gewiss noch nicht dagewesen war: Ein kleines Bäuchlein.
Deshalb hatte sie auch beschlossen die beiden Freundinnen heute ins Fitnessstudio zu begleiten. In einem unbeobachteten Moment schlüpfte sie in Kishas Sporttasche. Die besaß ein kleines Seitenfach, welches genau die richtige Größe für eine Trinkflasche, ein kleines Handtuch oder einen Stoff-Orang-Utan hatte. Gefertigt aus einem Stoff mit Netzstruktur bot sie Zindy alles, was sie brauchte. Es gab Atemluft und freie Sicht.
Die Mädchen schwangen sich auf ihre Fahrräder und waren nach einer guten Viertelstunde schon am Ziel.
Kisha und Nina waren ganz offensichtlich nicht die einzigen, die diesen Tag zum Schnuppern nutzen wollten. Bereits am Eingang herrschte reger Andrang. Jeder Besucher bekam ein Informationsblatt mit dem heutigen Programm in die Hand gedrückt und dann wurde man durch die Tür ins Innere geschoben. In der Umkleide waren alle Schränke bereits besetzt und so nahmen sie ihre Sporttaschen einfach mit in die Kursräume.
Die Mädchen hatten vorgehabt, es zuerst mit Spinning zu versuchen. Aber als sie den Raum betraten, waren alle Fahrräder besetzt und die Warteschlange reichte schon durch den halben Raum.
Zindy war das gerade recht. Fahrrad fahren auf Fahrrädern ohne Räder fand sie etwas albern. Vom Fleck weg kam so jedenfalls keiner.
Sonderbar war auch, daß ein einsames Fahrrad genau andersrum als alle anderen Räder stand. Die wollten wohl zum Fenster, das zur Tür. Damit nicht genug schrie der Fahrer die anderen die ganze Zeit an.
„Schneller, schneller! Nicht nachlassen! Den Berg schaffen wir noch!“ Das angestrengte Schnaufen mancher Mitradler ließ ihn völlig kalt. Er zeigte nach vorn. „Los, Leute! Ich sehe schon das Gipfelkreuz.“
Zindy war froh, daß sie den Raum wieder verließen. Gipfelkreuz? Das da war eine Tür.
Zumba stand als nächstes auf der Liste der Freundinnen. Auch dieser Kurs war gut besucht. Kisha und Nina fanden noch einen Platz ganz hinten. Sie gehörten wohl zu den wenigen Neuanfängern. Die Musik war zwar gut, aber der Takt viel zu schnell für sie, Bis die beiden eine Bewegungsfolge im Ansatz begriffen hatten, waren die anderen Teilnehmerinnen bereits bei der übernächsten. Mal eckten sie links an, mal stießen sie rechts mit jemandem zusammen. Lediglich Zindy in ihrem Fach kam hervorragend mit, was natürlich wieder einmal keiner bemerkte. Als schließlich Nina stolperte und auf Kisha fiel reichte es den beiden Mädchen. Keine drei Minuten später schummelten sie sich aus dem Kurs.
Im dritten Raum gefiel es Zindy sofort. Es roch aromatisch nach irgendetwas mit tropischen Früchten und die Musik säuselte leise. Kisha und Nina entdeckten zwei freie Matten nebeneinander. Die Sporttasche nebst Zindy fand am Kopfende Platz und dann vertieften sich alle drei in die Welt des Yoga. Die Mädchen auf ihren Matten stellten sich wohl nicht ganz ungeschickt an, denn sie erhielten sogar ein Lob von der Kursleiterin, und für Zindy, die längst aus dem Seitenfach geschlüpft war, waren Verrenkungen jeglicher Art sowieso kein Problem. Sie versuchten sich am „Katzenbuckel“ und am „Herabschauenden Hund“. Den „Friedvollen Krieger“ fand Zindy besonders toll. Elegant turnte sie auf dem Taschenrücken.
Ein unpassendes Geräusch ließ sie schlagartig erstarren. Dann spürte sie wie sie jemand am Fuß packte und kopfüber in die Luft hob.
„Da hat wohl jemand sein Stoffäffchen mitgebracht.“
Zindy baumelte vor Kishas Nase. Sie konnte die Sprecherin nicht sehen, aber Kishas Gesicht sprach Bände. Sie hing an der Hand des Feindes.
Der war weiblich und in Kishas Alter. Auf den ersten Blick wirkte sie nett, wäre da nicht dieses gemeine Leuchten in ihren Augen gewesen.
„Na, Knirps, noch immer nicht erwachsen geworden?“ Offensichtlich kannten sich die beiden. „Warst ja schon in der Schule immer hintendran.“
Kisha fuhr sie wütend an. „Gib mir sofort den Affen, sonst …“
„Sonst was?“ Der Feind zog Zindy zu sich heran. „Beißt sie?“
Nur zu gerne, dachte Zindy.
„Sonst …“ Kisha stand auf.
Die Auseinandersetzung war auch von den anderen Kursteilnehmern bemerkt worden. „Können die Damen das vielleicht draußen austragen?“ kam es von der Yogalehrerin.
Der Feind lachte. „Nicht nötig.“ Sie schleuderte Zindy hoch in die Luft. „Wir sind fertig.“
Mit einem geschickten Hechtsprung schaffte es Kisha Zindy davor zu bewahren auf dem Boden aufzuschlagen. „Wo kommst du überhaupt her?“ Erstaunt sah sie den Orang-Utan an. Gedankenverloren steckte sie Zindy wieder in die Tasche zurück. „Die blöde Kuh hat mir gerade noch gefehlt.“
„Ach“, flüsterte Nina, denn der Kurs ging bereits weiter. „Lass gut sein. Die kriegt schon noch ihr Fett weg. Früher oder später.“
„Das hab ich in der Schule auch geglaubt“, motzte Kisha. „Und? Was ist passiert? Nichts.“
Nicht nur ihr war die Lust am Yoga vergangen. „Sonnengruß“ hin und „Tanzende Fledermaus“ her – Zindy hatte genug von entspannenden Verbiegungen zu meditativer Musik. Die brachten sie jetzt eher noch mehr auf die Palme, denn dabei hatte sie Zeit zum Überlegen. Wie gut, daß die Stunde kurz darauf vorbei war.
Eigentlich hatten die Mädchen vorgehabt, sich jetzt ein paar der Geräte anzusehen. Doch an der Saftbar wurden gerade zwei Plätze frei und mit einem Fruchtshake in der Hand ließ sich auch von hier aus den Erläuterungen eines Trainers hervorragend folgen. Der war gerade an der Hantelbank fertig geworden und ging nun zu den Laufbändern.
„Auch hier müssen wir den Vergleich mit anderen Fitnessstudios nicht scheuen“, führte er aus. „Kalorienzähler, Herzfrequenz, Durchschnittsgeschwindigkeit. Kombinierbar in 180 unterschiedlichen Trainingsstufen. Aber natürlich könnt ihr auch einfach nur laufen.“ Er lachte albern. Dann machte er eine einladende Geste die Reihe der Laufbänder entlang. „Wer es gleich versuchen möchte, eines ist noch frei. Aber langsam starten. Ihr müsst ja nicht gleich wie sie auf Bergstufe 4 gehen. Das ist eine Einstellung für Fortgeschrittene.“ Er deutete auf ein Laufband mit einer alten Bekannten.
Dem Feind.
„Na klar. Die schon wieder“, stöhnten Kisha und Nina im Chor. „Uns bleibt auch nichts erspart.“
Zindy stöhnte nicht. Sie beschloss zu handeln. Bei dem ganzen Gedränge und Geschiebe, das heute herrschte, fiel keinem ein kleiner Stoff-Orang-Utan auf, der geschickt im Strom mitschwamm bis er sein Ziel erreicht hatte. Das Laufband des Feindes war ja auch nur wenige Meter entfernt. Blitzschnell schwang sich Zindy an die Unterseite des Anzeigenpads. Eine schmale Einkerbung genügte um sich daran mit einem Fuß einzuhaken. Sachte schwang sie vor und zurück und hatte so alles perfekt im Blick.
Der Feind unterhielt sich gerade mit ihrem Laufbandnachbarn.
Einmal vor, ein Arm hoch, einen Knopf gedrückt und schon wurde die Geschwindigkeit deutlich langsamer.
Der Nachbar sagte etwas wie „Schon aus der Puste“, worauf der Feind leicht rot wurde. Erstaunt blickte sie auf die Anzeige und korrigierte die Geschwindigkeit.
Nochmals vor, ein Arm hoch, einen Knopf gedrückt und schon wurde das Laufband deutlich schneller.
„Jetzt übertreibst du es aber.“ Diesmal lachte der Nachbar und der Feind wurde etwas röter. Sie sah sich um. Natürlich wurde sie inzwischen auch von den zwei unsportlichen Yogaweibern beobachtet, die kichernd an der Saftbar saßen. Ärgerlich drosselte sie das Laufband.
Wieder vor, ein Arm hoch, einen Knopf gedrückt und das Laufband wurde fast zum Stehband.
Der Feind wurde noch röter.
„Die Knöpfe sind aber auch schwer zu bedienen,“ Ihr Nachbar grinste über das ganze Gesicht. „Es gibt einen mit einem Pfeil nach oben für „schneller“ und einen mit einem Pfeil nach unten für „langsamer“.“
Der Feind war jetzt feuerrot. Schnell, schneller, langsam, sehr schnell – das Laufband schien zu machen, was es wollte. Schließlich blieb es einfach stehen.
„Okay. Du hast den Notausschaltknopf gefunden“, kam es dieses Mal kichernd von der anderen Seite.
Starr auf den Boden blickend zog der Feind von dannen. Auf den Gedanken, daß unter dem Anzeigenpad ein die Geschwindigkeit regulierender Stoffaffe hangeln könnte, kam sie sonderbarerweise nicht.
Die Freundinnen hatten inzwischen ihre Shakes ausgetrunken. Gut, die letzten drei Tropfen hatte sich Zindy genehmigt, was nach dem vielen Geschwinge auch hochverdient war.
Sport wollte jetzt keiner mehr machen. Sie zogen sich kurz um und machten sich auf den Heimweg. Der Gedanke an den Feind trieb ihnen ein breites Grinsen ins Gesicht. Auch sonst waren sie sich einig.
So ein Fitnessstudio war nichts für sie. Aber die Fruchtshakes waren echt lecker gewesen. 



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