Zindy forever
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Zindy erfährt Mama Kathrins Geheimnis

 

„Das war mal wieder richtig nötig gewesen“, murmelte Mama Kathrin und stellte die Gießkanne wieder aufs Fensterbrett zurück.
Zindy gab ihr da völlig Recht. Die Blumen waren wirklich ein trauriger Anblick gewesen. Kisha, die hier eigentlich wohnte, war Mama Kathrins Tochter. Sie vergaß regelmäßig ihre Pflanzen zu gießen. Wahrscheinlich warteten die inzwischen sehnsüchtig auf den einen Tag in der Woche, an dem Kishas Mutter von unten in die Dachgeschoßwohnung hochkam um die armen Blumen vor dem Verdursten zu retten.
Da Kisha nur ein paar wenige Pflanzen besaß, war das für sie schnell erledigt, aber wo sie schon mal dabei war, beschloss Mama Kathrin jetzt noch die Lilie vom Wohnzimmerfenster umzutopfen. Der alte Blumentopf war inzwischen viel zu klein und sie wusste, dass sie selbst noch einen passenden übrig hatte.
Arbeitshandschuhe, der Blumentopf und etwas Erde waren schnell hochgeholt. Sorgsam nahm sie ihren Ehering ab und legte ihn etwas abseits auf die Küchenarbeitsplatte. Dann machte sie sich ans Werk.
Handschuhe anziehen. Lilie im alten Topf in die Spüle stellen. Neuer Topf direkt neben der Spüle platzieren. Etwas Erde auf den Topfboden geben. Dann die Lilie vorsichtig aus dem alten Topf lösen und in den neuen Topf umziehen. Noch etwas Erde obenauf, andrücken, angießen und schon wohnte die Topfpflanze in ihrem neuen Zuhause.
Mama Kathrin beseitigte noch sorgfältig die Spuren der Umzugsaktion und wusch sich zum Abschluss gründlich die Hände. Sie griff nach ihrem Ring, doch zu ihrem Erstaunen griff sie ins Leere. Dort, wo sie den Ring hingelegt hatte, lag nichts. Der Ring war weg.
Er lag nicht auf der Arbeitsplatte und auch nicht auf dem Boden davor, weder in der Spüle noch auf dem Herd. Er war einfach weg. Hektisch suchte Mama Kathrin Küche und Wohnzimmer ab, fand ihn aber nicht.
Zindy verstand zuerst nicht, warum Mama Kathrin plötzlich so aufgeregt hin und her wuselte. Erst als sie etwas unter dem auf Metallfüßchen leicht erhöht stehenden Kühlschrank blinken sah und gleichzeitig bemerkte, dass Mama Kathrin immer wieder über ihren Ringfinger strich, wurde ihr der Zusammenhang klar. Kishas Mama suchte ihren Ring und sie, Zindy, hatte ihn gefunden. Unter dem Kühlschrank war der Ring kaum zu erkennen, es sei denn man war ein Stoffaffe. Mama Kathrin dagegen würde sich schon auf den Boden legen müssen um ihn zu sehen.
Der kleine Stoff-Orang-Utan überlegte kurz, wie er ihr den Ring zeigen sollte, und beschloss dann todesmutig zu sein.
Als Mama Kathrin ihr mal wieder den Rücken zuwandte hüpfte Zindy vom Sofa, rannte blitzschnell durchs Wohnzimmer und sprang über die Schwelle in die Küche. Dabei ließ sie sich fallen und schlidderte zwischen Mama Kathrins Füßen hindurch genau vor den Kühlschrank.
Die nahm aus den Augenwinkeln eine leichte Bewegung an ihren Füßen wahr. Sie sah nach unten und entdeckte Zindy. Mama Kathrin kam es sogar so vor als ob der Stoffaffe etwas gezuckt hätte, obwohl das doch gar nicht möglich war. Bestimmt hatte er schon die ganze Zeit seelenruhig dagelegen. Oder sie hatte ihn beim Suchen aus Versehen runter geworfen. Irritiert schüttelte sie den Kopf.
Zindy wartete regungslos. Doch genau in dem Moment als Mama Kathrin sie wie von ihr erwartet hochhob, ließ sie ihren linken Arm etwas schlenkern und beförderte dadurch den Ring unter dem Kühlschrank hervor.
Das blieb auch Mama Kathrin nicht verborgen. Sie nahm den Ring in die andere Hand und sah dann mehrmals zwischen Zindy und dem Ring hin und her. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie jetzt vermutet, daß der Stoffaffe ihr den Ring absichtlich gezeigt hatte. Aber das war Unsinn.
Mama Kathrin ging ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa. Zindy kam auf den Tisch. Sie steckte sich den Ring an den Finger und sah dann Zindy nachdenklich an. „Nein, du warst das nicht. Du bist nur dieser Stoffaffe, den meine Tochter überallhin mitschleppt“, sagte sie zu Zindy. „Zindy, nicht wahr?“ Sie lächelte Zindy an. „Ich hatte übrigens auch mal ein Stofftier.“ Und dann begann sie zu erzählen.
„Lotte-Lisbeth war wohl das süßeste Stoffhäschen, das man sich vorstellen konnte. Sie war braun-weiß, hatte eine rosa Stupsnase, rosa gefütterte Ohren und einen Stummelschwanz.  Ich habe sie von meinen Eltern zu meinem fünften Geburtstag bekommen. Gott, wohin habe ich das arme Tier überall hin mitgenommen. In die Schule. Auf den Spielplatz. Zu jedem Familienfest. Ich habe ihr sogar im Zoo die anderen Tiere gezeigt. Wirklich nichts und niemand war vor uns sicher gewesen. Jeder Nachbar, jeder Besuch musste sich von mir unsere Abenteuer anhören. Ich glaube, daß es meiner Mutter manchmal schon etwas zu viel gewesen ist. Es war eine schöne Zeit bis zu dem Nachmittag, an dem wir draußen im Garten eine Meisenmutter mit ihren drei Vogelkindern beobachteten. Leider waren wir dabei nämlich nicht allein. Nachbars Kater hatte sie auch entdeckt und lag nun auf der Lauer.“ Mama Kathrin musste sogar jetzt noch nach all den Jahren seufzen.
„Eben noch stumm und geduckt im Gras verborgen sprang er mit wenigen Sätzen den Baum hoch und schnappte sich eines der Vogelkinder. Lotte-Lisbeth und ich waren kurz starr vor Schreck. Dann ging es hoch in den Baum zur Rettung der anderen beiden Vogelkinder. Für das zweite waren wir ebenfalls schon zu spät, aber ich glaubte, daß das dritte noch eine Chance hatte. Wie wild drosch ich mit Lotte-Lisbeth auf den Kater ein. Der fuhr daraufhin natürlich seine Krallen aus und wehrte sich damit nach Kräften. Beide Hände hat er mir blutig gekratzt. Ich verlor den Halt und fiel rücklings vom Baum, doch das war nicht das Schlimmste. Denn während mich meine eiligst herbeigeeilte Mutter unten verarztete, fiel oben nicht nur das dritte Vogelkind, sondern auch meine Lotte-Lisbeth dem grausamen Mörder zum Opfer. Sie hatte sich bei meinem Sturz vom Baum in den Ästen verfangen. Hilflos hing sie dort oben fest bis der Kater kam. Sie konnte sich einfach nicht wehren. Ich glaube, meine Mutter hat nur noch kleine Stoffreste von ihr gefunden.“
Mama Kathrin schüttelte traurig den Kopf. „Wir haben sie dann in einer Schachtel unter dem Baum beerdigt. Mutter nannte sie eine Heldin, aber für mich stand nur fest, daß sie mich verlassen hatte. Einfach so. Um mich zu trösten schenkte sie mir ein neues Stofftier, aber ich wollte nur meine Lotte-Lisbeth und feuerte es in die nächste Ecke.“
Wieder seufzte Mama Kathrin. „Was habe ich damals getrauert. Andere Stofftiere waren mir danach egal. Nie wieder wollte ich mein Herz an eines hängen. Ich habe dann lieber gemalt und gebastelt.“
Sie nahm Zindy nochmals in die Hand. „Ich setze dich dann mal zu dem Schaf, das bestimmt auch einen Namen hat. Wie ich meine Tochter und diese Nina kenne wahrscheinlich so etwas Exotisches wie Klaus-Dieter-Friederich oder Giacomo.“
Das Schaf und Zindy grinsten sich heimlich an. Was sollten denn das für Namen sein?
Zindy wurde neben Gerome – denn so hieß das schwarze Schaf – auf ein Sofakissen gesetzt. Danach tätschelte Mama Kathrin beide sogar.
Zindy verzieh ihr daraufhin, daß sie Geromes Name nicht kannte und der verzieh sowieso jedem.
Mama Kathrin holte ihre Umpflanzutensilien aus der Küche und sah nochmals nach den beiden. Sie lächelte den Orang-Utan und das Schaf an. „Eigentlich mag ich Stofftiere.“ Aber verratet das ja nicht Kisha!“ 



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