Zindy forever
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Zindy auf dem Bauernhof

 

Zindy hatte gewusst, daß ihr dieser Ausflug Spaß machen würde, auch wenn es genaugenommen gar kein Ausflug war. Oma Charlotte wollte sich frische Eier, Kartoffeln, ein Suppenhuhn und einiges mehr direkt vom Bauernhof besorgen und Kisha hatte versprochen sie zu fahren. Die wenigen Kilometer bis zum Bauernhof waren dann auch schnell zurückgelegt. Dort wartete eine sichtlich aufgeregte Zindy auf dem Rücksitz von Kishas kleinem Auto gespannt bis die beiden Damen endlich ausgestiegen waren um sich ihrerseits auf den Weg zu machen. Denn auf einem echten Bauernhof war sie noch nie gewesen.
Neben dem Hofladen, in den Oma Charlotte und Kisha gerade für mindestens eine Stunde verschwunden waren, gab es hier Wiesen und Felder, Traktoren und Mähdrescher, Obstbäume, viele Tiere und einen Kräuter- und Gemüsegarten und Zindy wollte sich alles ansehen. Sie wusste gar nicht, wo sie beginnen sollte, aber dann fiel ihr ein, daß sie Gerome versprochen hatte nach seinen Artgenossen zu sehen und so hüpfte sie fröhlich durch das halboffene Seitenfenster zu den Stallungen und den dahinterliegenden Wiesen, auf denen sie die Schafe vermutete.
Die Ställe waren leer, was bei dem schönen Wetter nicht weiter verwunderlich war. Im Stallgang traf Zindy nur eine Entenmama mit ihren fünf Küken, die laut schnatternd Richtung Wiesen watschelten. Zindy sah sich kurz um und da gerade niemand in der Nähe war, watschelte sie quasi als sechstes Entenküken einfach hinterher. Das Schnattern bekam sie nicht so gut hin. Ihr Fell war immer noch orange statt gelb wie das der kleinen Enten. Aber ansonsten fand sie, daß sie kaum von ihnen zu unterscheiden war. So ging es durch das hintere Stalltor auf die Wiesen.
Dort ging es für die Enten weiter geradeaus zu einem kleinen Teich. Zindy dagegen wandte sich nach links. Nach rechts wäre sie nämlich zu den Kühen und Schweinen gelangt. Die waren zwar auch sehr putzig, aber links auf einer großen eingezäunten Wiese standen dreiunddreißig zwei dreizehn weiße Schafe und fraßen in aller Ruhe Gras.
Zindy schlüpfte unter dem Zaun durch und näherte sich vorsichtig dem nächstbesten Schaf. Das interessierte sich aber zu ihrem Bedauern so gar nicht für den kleinen Stoff-Orang-Utan. Es fraß und fraß. Dann sah es kurz auf und mähte die überraschte Zindy derart laut und stark an, daß die von der Wucht fast umkippte.
Zindy flüchtete schleunigst auf die oberste Zaunlatte und schüttelte ihre Ohren durch.
Das war ja mal ein doofes Schaf gewesen. Aber kein Wunder, es war ja auch kein schwarzes..
Von den Schafen hatte Zindy damit fürs Erste genug. Sie streckte ihnen noch die Zunge heraus und balancierte dann die Zaunlatte entlang. Den Weg zum Teich übersprang sie mit einem gewaltigen Satz auf den nächsten Zaun. Der war für die Kuhweide. Ganz in der Nähe des Zauns stand eine braun-weiß gescheckte Kuh und sah sie gemütlich an. Zindy fragte sich, ob sie wohl einen Schluck Milch für sie hatte. Sie kletterte vom Zaun herunter und stand jetzt fast direkt vor der Kuh. Die sah sie zwar, störte sich aber nicht weiter daran. Sie war viel zu sehr mit dem Verzehr des saftig frischen Grüns beschäftigt.
Wie man Milch aus einer Kuh bekommt hatte Zindy im Fernsehen gesehen. Allerdings war ihr dabei nie aufgefallen wie groß so ein Euter war. In ihm hatten gut und gerne sechs bis acht Stoff-Orang-Utans Platz und jede der vier Zitzen war länger als ihre Arme. Zindy hängte sich mit ihrem ganzen Gewicht an die erstbeste Zitze, die sie erwischte, doch nichts passierte. Sie war einfach viel zu leicht. Sie versuchte es mit zwischen den Zitzen hin und her schwingen, was leider auch nichts brachte. Enttäuscht sah sie sich um und entdeckte einen Stein im Gras. Den klemmte sie sich unter den rechten Arm und hängte sich wieder an eine der Zitzen. Normalerweise hätte auch diese Gewichtsverdopplung nicht gereicht, aber entweder hatte die Kuh Mitleid mit Zindy oder sie wollte einfach nur ihre Ruhe haben. Jedenfalls kamen zu Zindys großer Freude drei Tropfen Milch aus der Zitze, was für das kleine Stoff-Orang-Utan-Mädchen mehr als genug war.
Zufrieden peilte sie ihr nächstes Ziel an, den Kräuter- und Gemüsegarten. Dazu musste sie nur noch an den Schweinen vorbei. Die hatten neben dem Stall ihren eigenen Außenbereich. Zindy fand, daß es hier etwas streng roch und sie kletterte deshalb auf dem mittleren Zaunbrett entlang, wobei ihre langen Hangelarme an dem obersten dafür sorgten, daß sie ganz sicher nicht das Gleichgewicht verlor. Das letzte, was sie nämlich wollte, war hier hineinzufallen und genauso auszusehen und zu riechen wie die Schweine. Geschickt wie sie war erreichte sie ihr Ziel ohne Schaden zu nehmen und wurde auch sogleich für den gefährlichen Weg entlohnt, denn hier roch es einfach herrlich.
Minze duftete mit Lavendel und Basilikum mit Zitronenmelisse und Rosmarin um die Wette. Zindy schnupperte hier und roch da und dann schnupperte sie da und roch hier. Es duftete so himmlisch, daß sie gar nicht genug davon bekommen konnte. Sie tätschelte den Thymian und streichelte die Petersilie und strahlte dabei über das ganze Gesicht. Zu gerne hätte sie jetzt auch noch eine Karotte probiert, aber die waren noch lange nicht soweit. Stattdessen entdeckte sie im Nebenbeet etwas in Zindygröße und das war erntereif. Sie lockerte die Erde seitlich etwas auf und zog dann vorsichtig am Laub ein Radieschen aus der Erde. Mit ihrer Beute in der Hand turnte sie hoch auf eine Vogelscheuche. Auf deren Strohhut befreite sie das Radieschen von Laub und Erde und ließ sich die Knolle schmecken. So gesättigt nahm sie noch ein volles Näschen Kräutergartengemüseduft, denn auf dem Weg zu ihrem letzten Ziel musste sie an dem großen Misthaufen vorbei.
Nase zu und durch, Zindy, dachte sich der kleine Stoff-Orang-Utan, hielt die Luft an und überquerte so schnell wie es ihr eben möglich war den Hof. Zu Zindys Glücks war der Weg rasch geschafft, denn sehr viel länger hätte sie nicht mehr durchgehalten. Ganz im Gegenteil, auf den letzten Metern war ihr sogar leicht schwindelig geworden.
Doch es hatte sich gelohnt. Zindy stand vor der offenen Scheune, in der der Fuhrpark des Bauern geparkt war und da standen Fahrzeuge, die sogar noch größer waren als der Lastwagen, in dem sie von der Stofftierfabrik nach Deutschland gekommen war. Zumindest wirkte es von ihrer Perspektive vom Boden aus so. Sehr gerne wäre Zindy mit einem der riesigen Traktoren mitgefahren, aber leider stand im Moment keine Feldarbeit an. So begnügte sie sich damit, ins Fahrerhaus zu klettern und so zu tun als ob sie ihn steuern würde. Sie setzte sich auf den Fahrersitz und bewegte mit der einen Hand ein unsichtbares Lenkrad während die andere einen genauso unsichtbaren Hebel zog und ihre Füße auf unsichtbaren Pedalen Gas gaben oder bremsten. An die echten kam sie nämlich nicht ran. Nachdem sie so die Felder gepflügt hatte, beschloss Zindy zu Kishas Auto zurückzukehren. Nicht dass sie hier noch vergessen wurde. Mit einem doppelten Salto hatte sie der Scheunenboden wieder. Jetzt lag nur noch der Misthaufen zwischen ihr und dem gemütlichen Rücksitz.
Sie schlich zum Tor und äugte vorsichtig hinaus. Sie sah nach links und rechts und wollte schon wieder die Luft anhalten. Da sah sie ihn. Und er sah sie.
Der ziemlich dumm dreinblickende Junge stand nur wenige Meter von ihr entfernt und starrte sie an.
„D…, d..., der Affe“, stammelte er. Den Zeigefinger auf sie gerichtet machte er einen, zwei, drei Schritte rückwärts und dann fiel er genau in den Misthaufen.
Von seinem Geschrei aufgeschreckt stürmten Menschen aus allen Himmelsrichtungen herbei. Auch Kisha und Oma Charlotte blickten kurz aus dem Fenster des Hofladens, kicherten wegen des Jungen im Misthaufen und kehrten zu ihren Einkäufen zurück.
„Der Affe, der Stoffaffe ist hier“, stammelte er noch immer während in seine Mutter aus dem Misthaufen zog.
„Welcher Stoffaffe?“ Genervt sah sich seine Mutter um. „Hört das denn nie auf. Nicht einmal hierher kann man dich mitnehmen.“
Unter dem Gelächter der anderen Bauernhofbesucher zog sie den intensiv riechenden Jungen hinter sich her. „Ich hoffe, die haben hier einen Gartenschlauch. So kommst du mir jedenfalls nicht in den Wagen. Und zum letzten Mal: Ich sehe hier keine Affen!“
Wie auch? Zindy saß längst wieder brav auf dem Rücksitz von Kishas kleinem Auto. 


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